Es gibt hier keine Spoilerwarnung vorab, aber es wissen sowieso alle bereits. James Bond hat sich überlisten lassen. Nicht nur ist der Dauerflachleger der modernen Kinogeschichte Papa geworden, er wird auch noch am Ende des aktuellen Bondfilms sterben, zumindest ist dies der weitläufige Eindruck, den bisher die meisten Kinobesucher nach den fast drei Stunden 007 mit aus dem Kinosaal genommen haben.
Die Meinungen zum neuen Bond sind klar gespalten, die eine Seite findet Daniel Craigs´ letzte Bondisierung als einen amüsanten Actionfilm mit einem zu netten und freundlichen Helden, sprich Bond ist ein Weichei geworden und hat mit dem guten alten Bond der auf Diversity und Frauenrechte gepfiffen hat nichts mehr zu tun. Alleine die Tatsache, dass ein Bondgirl noch einmal auftreten kann ist ein Frevel, welcher sich bisher nur ein einziges Mal zugetragen hat. Maud Adams hieß das doppelte Bondgirl, kam aus Schweden und durfte einmal Octopussy sein und bei ihrer Bondpremiere die Geliebte von Scaramanges spielen. Und nun Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux), das Bondgirl mit der wohl sexiesten Zähnlücke ever. Und dem wohl anrüchigsten Vater aller Girls.
Dieses doppelte Swannchen hat 007 perfekt den Kopf verdreht, was ihn in der Riege der echten Kerle tief in der Achtung fallen lässt, aber auch Mädels die sich nach einem echten „Dreckskerl“ sehnen sind von dieser Interpretation des James Bond tief enttäuscht und wünschen sich die ungehobelten emotionslosen Bonds der Pre-Gender-Ära zurück.
Ganz anders die Männer mit starkem Hang zu feministischen Instagramprofilen und dem Sinn für sich wandelnde Zeiten. Hier hat der craig´sche Bond seine Berechtigung im Weltbild, was ihm noch fehlt ist ein E-Auto und ein noch stärker ausgeprägter Sinn für die Feinheiten der neuen Männlichkeit, die daraus besteht, eigentlich jegliche Männlichkeit zugunsten einer matriachalen Weltordnung abgelegt zu haben. Auch Frauen der Generation Fridays for Future vergießen am Ende von „Keine Zeit zu sterben“ ein paar Tränen für den Teddybärenretter mit der Licence to kill. Die Welt ist nun ein unsicherer Ort geworden, denn wer rettet uns vor den Bösewichten dieser Welt, wenn ein von einer unheimlichen asiatischen Krankheit befallener Weltenretter sich selbst auf dem Altar der Familienliebe zu opfern bereit ist, anstatt Frau und Kind für den endgültigen Sieg gegen das Böse einzutauschen?
James, du altes Weichei.
Aber wir vertrauen auf die Einfallskraft des Kinos im Sinne einer Auferstehung wie sie bisher neben Jesus nur Bobby Ewing zu teil wurde.
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