In der letzten Woche trieb mich ein Termin Richtung Innenstadt und ich kam an einem Lokal vorbei an dem überall Banner hingen. Zuerst beachtete ich diese nicht, aber auf dem Rückweg musste ich an einer Ampel länger warten und da erschloss sich mir der Sinn der Banner. Kein Werbung für Nummer 7, sondern Ex-Gästebeschimpfung.
Das Lokal hat seine tierischen Gerichte von der Karte verbannt und ist jetzt nicht nur noch ein vegetarisch/veganes Lokal, Nein! Es sendet auch noch Botschaften an alle „Fleisch ist mein Gemüse“ – Freunde aus, nämlich sie seien Mörder. Klar Tiermörder, Pflanzen tötet man nicht, die werden geerntet.
Ich sah dann genauer hin und stellte fest, dass der gesamte Laden Botschaften aussendet und somit nicht nur ein Lokal ist, sondern aus jeder Faser des rohen Gemüses auch noch nach Gesinnungsöl mufft und sich als Meinungsmacher zu etablieren. Ein neues Gästekonzept. Wer hier speist, der ist kein Tierschlächter.
Auf dem weiteren Weg Richtung U-Bahn merkte ich, wie es in mir zu brodeln begann. Was soll dieser ganze Gesinnungsterror an jeder Ecke? Du darfst dies nicht, du sollst jenes nicht und ganz besonders ist es auch verboten überhaupt etwas anderes zu tun oder zu denken als es die Meinungsminderheit mit einem Anspruch auf Mehrheitsabsolutismus hat.
Es nervt. Lasst mich und die anderen doch Fleisch essen, Alkohol trinken, an Gott glauben (und Mitglied in einer christlichen Kirche sein), ab und an mal mit dem Gendersternchen fremdeln und mit Menschen befreundet sein die immer noch rauchen, sich daran erfreuen in Deutschland zu leben und ein Auto zu besitzen.
Was ist aus der echten Toleranz geworden? Die einen Menschen so leben zu lassen, dass er sich seines Lebens erfreuen kann. Diese Toleranz gilt nur noch, wenn sie einem in irgendeiner Art und Weise „heiligen Zweck“ dienlich ist, der sich die Mehrheit zum Untertan machen möchte, damit die oben genannte Minderheit sich besser fühlen kann.
Viele Dinge müssen sich ändern, wenn wir unseren Planeten noch halbwegs vor dem Chaos bewahren möchten. Dazu gehören alternative Konzepte für Infrastruktur, Energie, Lebensmittelbeschaffung und die Arbeitswelt. Ich möchte nur nicht mehr als Mörder, Schlächter oder sonst irgendwas tituliert werden, weil ich gerne ein Stück Fleisch esse, wohlmöglich noch als Sonntagsbraten nach dem Kirchgang.
Wer Menschen von besseren Lebenskonzepten überzeugen möchte, der sollte sie nicht beschimpfen, der sollte mit ihnen sachlich reden und Alternativen aufzeigen. Aber das ist vielen schon zu viel, die Produktion eines Plastikaufhängers (!) zur grossflächigen Beschimpfung ist da schon einfacher, als eine sachliche Diskussion.
Passend dazu ein Artikel aus der F.A.Z. „Mein Abschied von Deutschland“ (Paywalllink: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/warum-der-schriftsteller-matthias-politycki-genug-von-deutschland-hat-17440750.html)
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