Als sich Deutschland in den ersten Lockdown-Dornröschenschlaf begab und wir Zeit damit zubrachten wieder mehr zu telefonieren und mühsam angelegte Alkoholvorräte zu vernichten, da beschloss ich mich in eine Coronaromanze zu stürzen, wenn mir auch schnell klar wurde, dass es sich hier um eine Einbahnstraße handeln würde, ließen mich die länger werdenden Tage, die seltsame Form der Isolation und Telefongespräche von der Dauer wie ich sie zuletzt in den frühen Jahren meiner Teenagertage geführt hatte, stoisch durch diese Einbahnstraße fahren. Ungebremst und immer wieder von weiblichen Zwischengas-Episoden mit neuem Sprit versorgt, erhitze sich mein Gemüt linear zu den immer wärmer werdenden Tagen, bis mit dem, glücklicherweise, endenden Lockdown mein Frühlingserwachen auf Schafskälteniveau runterkühlte.
Auch wenn es sich gut angefühlt hatte so gefühlt zu haben, so ist es am Ende doch auch angenehmer nicht wie der junge Werther über das eigene Herz gestolpert zu sein, sondern sich in das wieder erwachende Leben mit seinen vielfältigen Wegen gestürzt zu haben.
Der Sommer kam und der Himmel füllte sich wieder mit Fliegern, die Ruhe die am Himmel herrschte, und für viele zum Symbol des Stillstands der Wirtschaft und zum persönlichen Untergang der eigenen Ziele und Träume wurde, ging vorüber und fast fühlten sich die Tage zwischen Mai und September an, als ob es keinen Virus mehr geben würde. Bunte Masken und immer weniger Regeln machten uns Hoffnung auf ein fröhliches es wird schon werden und eine heftige Brise Sommerwind gefüllt mit Sorglosigkeit und jugendlichem Leichtsinn wehte über die Strassen und Plätze der Republik. Der Wind des Leichtsinns vertrieb die letzten kritischen Stimmen aus den Köpfen und der Wunsch nach einem Impfstoff wurde zum Tinnitus einer ganzen Nation.
Die Ruhe am Himmel und die Sommerbrise ist dem heraufziehenden Herbststurm gewichen. Einem Sturm der trotz Masken, neuen Regeln und der verdrängten Angst wohl schlimmer wüten wird, als wir es uns in der Stille des ersten Lockdown vorstellen konnten. Während der Herzschlag des Frühjahrs mit seinen frisch erwachten Gefühlen die Ungewissheit über das was kommen sollte übertünchte, so ist es heute die Klarheit der Gedanken die uns die Gewissheit bringt, das Deutschland kein Wintermärchen erleben wird und es nicht die Ruhe sein wird die der Untergang vieler Lebenslinien ist, sondern das immer schriller werdende Stakkato des Panikorchesters der Politik die sich im Sommer an den Stränden erholt hat und nun von der eigenen (zweiten) Welle der Ratlosigkeit erfasst ein ganzes Land mit in die Untiefen der Ungewissheit reißt.
Wie sehr wünscht man sich da nicht wieder die Ruhe des Frühsommers zurück, als wir noch hoffen und träumen konnten und auf Picknickdecken liegend am wolkenlosen Himmel die Sterne so klar und rein wie selten betrachten konnten.
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