Mainz und Wiesbaden sind zwei Landeshauptstädte die vom Rhein getrennt werden und ansonsten wie eine größere Stadt empfunden werden können, wenn man es von außen, also ohne die klassischen Vorurteile der Stadtbewohner untereinander, betrachtet. Nicht nur der Rhein trennt gerade die beiden Städte. Unterschiedliche Coronaregeln tun es auch. Während auf der einen Seite des Rheins in den Kirchen nicht gesungen werden darf, ist es auf der Mainzer Seite sogar erlaubt Gesangsdarbietungen (unter bestimmten Hygieneregeln) in der Gastronomie zu lauschen.
Alleine dieser Unterschied hat mir am Wochenende vor Augen geführt wie nett es sein kann wenn die föderalistische Struktur unseres Landes die ein oder andere folkloristische Besonderheit schützt, es aber in Sachen Gesundheit weniger förderlich ist so föderalistisch zu sein.
Es macht wohl kaum Sinn, wenn ich als Frankfurter in Mainz einer Gesangsdarbietung lauschen kann, und auf der anderen Seite müssen die Gläubigen in der Kirche ohne Gesang auskommen.
Einige werden jetzt sagen, eine Sängerin macht noch keinen Hotspot, aber wissen wir es wirklich? Bei mir löste die Situation ein echtes Unwohlsein aus, da ich ständig in meiner Phantasie in bester Comicmanier aus dem Mund der Sängerin lauter Coronaviren aufsteigen sah. Könnte ich malen, dann würde ich so kleine fiese runde Monster aus ihrem Mund kommen lassen und diese sich auf den Weingläsern der Gäste absetzen lassen.
Der föderalistische Regelwirrwarr führt doch nur dazu, dass ich als Hesse nun unter rheinlandpfälzischen Coronabedingungen einer, aus hessischer Sicht, vermuteten Gefahr (Sängerin) ausgesetzt gewesen bin und bei meiner Rückreise eigentlich schon fast ein Risikoträger bin, weil die Gefahr einer Ansteckung aus hessischer Sicht höher ist, als aus der Sicht der Mainzer Gesundheitsvorsorger.
Diese unterschiedlichen und kaum erklärbaren Unterschiede machen es gerade den Wirrköpfen aus dem Lager der Coronagegner einfach alle Regeln angreifbar zu machen. Wer die Bevölkerung nicht nur vor dem Virus schützen möchte, sondern auch vor den Aluhutträgern und Verschwörungstheoretikern, der muss sich auf einheitliche Regeln einlassen, ohne Wenn und Aber.
Foto von Anna Shvets von Pexels
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