Theresa Lachner hat ein Buch geschrieben. Wer hat ein Buch geschrieben? Theresa Lachner, die Frau die den bekanntesten deutschen Sexblog schreibt. Lvstprinzip.de, warum sich das so komisch schreibt, habe ich im Buch gelesen und sofort verstanden, denn das mit dem u hatte sich schon jemand anders, wie ich heute festgestellt habe ziemlich lustloses, gesichert.
Alte weiße Männer
Kommen wir zum Buch, bzw. warum ich es gelesen habe. Ich beschäftige mich ja gerade mit jungen Autorinnen und dem Thema Feminismus, Gender, Powerfrauen und alten weißen Männern. Schuld daran ist Sophie Passmann mit dem entsprechenden Buch zum Thema. Mit 47 Jahren ist man ja mittendrin in diesem alte weiße Männer Ding, weil meine Generation noch so ein bisschen weniger politisch korrekt im Sinne von Zigeunerschnitzel essen, Negerküsse mögen und ab und an auch mal einen Blick in den Playboy werfen ist.
Im Anbetracht der Lage, dass diese jungen Damen und ihre Sichtweisen der Welt sich immer stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte drängen, möchte ich verstehen was sie umtreibt.
Die jungen Dinger
Dass ich keine Probleme mit Frauen und Gleichberechtigung habe, hatte ich schon hier im Blog notiert. Womit ich jedoch, auch beim Lesen der verschiedenen Bücher zum Thema, immer mehr ein Problem bekomme ist die Einseitigkeit der Sichtweise. Ich verstehe, dass sich viele der jungen Damen in einer von Männern dominierten Welt wehren müssen, weil es tatsächlich eine ganze Menge Menschen, des Typus Mann, gibt die sich nicht damit abfinden können, dass Frauen einfach für die gleiche Arbeit a) gleiches Geld und b) den gleichen Respekt verdient haben. Dazu kommen die Männer die immer noch meinen eine Frau in einem Rock sei so etwas wie Freiwild oder das Frauen generell auf dümmliche laszive Sprüche aus der untersten Schublade stehen.
Ihr seht also ein Buch aus der Feder einer jungen & selbstbewussten Frau regt einen schon an einmal über unseren täglichen Umgang miteinander nachzudenken.
Aber einmal zurück zum Buch und weg von der Metaebene der Diskussion rund um das Thema der alten weißen Männer und der jungen Dinger (ah…so einfach geht das mit dem Alltagsexismus und der Diskriminierung).
Häusliche Gewalt
Zuerst dachte ich nicht viel erwarten zu dürfen, denn was soll schon großartiges zu erzählen sein, wenn eine Frau einen Sexblog gründet?
Es gibt eine Menge zu erzählen und auch gar nicht soviel von dem was man eigentlich erwarten würde, schon gar nicht das es in dem Buch um das große Thema geht, welches gerne einmal totgeschwiegen wird: Häusliche Gewalt und Vergewaltigung.
Theresa Lachner hat mich mit dem Thema ziemlich nachdenklich gemacht, denn wer berichtet schon gerne über ein solch traumatisierendes Thema. Wer legt seine Zweifel an sich selbst und die Folgen der Tat, die dem Mann offenbar gar nicht bewusst geworden ist, so offen in den öffentlichen Raum der Diskussion. Die Autorin bekommt auch die klassischen Reaktionen aus dem Umfeld, ob sie nicht vielleicht übertreiben würde. Ob sie nicht vielleicht zu sehr genau dies eingefordert hätte.
Das Frau Lachner ein wirklich lesenswertes Buch gelungen ist, liegt aber auch an ihrem Schreibstil, an der Kunst das schwere Thema mit den heiteren Momenten ihrer Reiseberichte zu verbinden, die Sichtweise auf selbstbestimmte Sexualität und ihre Ausflüge in die Redaktionsräume deutscher Frauenmagazine und der sich daraus ergebenden Schlussfolgerung das sich Frauen für Hackfleischgerichte und Diäten interessieren und deshalb die Hackdiät offenbar das Thema ist, mit dem sich jedes Heft wie von alleine verkaufen lässt.
Es wird auch kopuliert
Fast nebenbei wird der Sexblog gegründet, eine ganze Menge kopuliert und auch noch das digitale Nomadentum einmal von oben bis unten durchleuchtet und entlarvt.
Es bleibt nach der Lektüre ein wenig der klassische Kloß im Hals, wenn es um ihre Erfahrungen mit einem Mann geht den sie einmal geliebt hat, den anderen Gefährten von dem sie loslassen musste, damit sie frei sein kann und dann aber auch das Lächeln nach den vielen sehr humorigen Schilderungen über ihr Leben in einer Welt die nicht immer nett zu Frauen ist, aber sie sich eben davon nicht entmutigen lässt und dennoch eingesteht, dass es am Ende immer auch um gegenseitigen Respekt geht.
Bild: Adobe Stock
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