Der Zug rollte über die Mainbrücke, über das Gleisvorfeld erhoben sich die Türme der Banken. Wie Leuchttürme strahlten sie in die Nacht hinaus. Als der Zug die letzte Kurve genommen hatte verschwanden sie aus seinem Blickfeld.
Als er ausstieg wusste er, dass sie heute wieder nicht da sein würde. Es war tröstlich zu wissen, dass er darauf vertrauen konnte. Er mochte die Einsamkeit des Ankommens, die letzten Minuten in denen er mit sich sein konnte. Sie wusste wohl darum, und er genoss es so verstanden zu werden. Er hörte die alten Lieder und die Stadt glitzerte, seine Zukunft lag vor ihm.
Manchmal ist unser Leben ein großes Missverständnis. Eines das uns viele wunderbare Momente schenkt, wenn wir sie annehmen und nicht verbittert darauf zurückblicken, sondern sie als Lernprozess annehmen und daraus ein neues Leben formen.
Ferdinand von Schirach hat im Rahmen seiner Schuld-Romane geschrieben: „Die Schuld eines Menschen ist schwer zu wiegen, wir streben unser Leben lang nach Glück. Aber manchmal verlieren wir uns, und die Dinge gehen schief. Dann trennt uns das Recht vom Chaos. Eine dünne Schicht aus Eis, darunter ist es kalt, und man stirbt schnell.“
Diese Beschreibung mag ich sehr, denn sie beschreibt perfekt was mit uns passieren kann, wenn wir den falschen Weg einschlagen, wenn wir scheitern und straucheln. Sie vergisst aber was passiert wenn wir Menschen an unserer Seite haben die uns lieben, die verzeihen und vergeben können, die einen neuen Anfang wagen, denn die schmelzen das Eis und retten uns vor dem schnellen Tod.
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