Niemand fährt hin und keiner versteht warum man immer noch nach Köln fährt, damit hat die DMEXCO einiges mit der BILD gemeinsam, die braucht nämlich auch keiner und gelesen wird sie nur von den Menschen die in Bielefeld leben.
A trip to Europe
Als die DMEXCO noch OMD genannt wurde und in der anderen Stadt mit dem merkwürdigen Bier stattfand, da hatte sie noch den Flair etwas besonderes zu sein, ebenso in den ersten Jahren der neuen und größeren Veranstaltung bei der die Conference stärker in den Fokus geriet und die Internationalisierung der Messe selbst Agenturbosse aus dem fernen Kalifornien anlockte, oder wohl immer noch anlockt, weil so ein Ausflug nach Europe doch immer ganz schön ist, auch für das Meilenkonto.
Die DMEXCO ist schon länger in den Augen vieler Besucher ein Zombie, immer wieder totgesagt, aber sie kommt immer wieder. Jedes Jahr etwas größer, lauter und irgendwie auch hässlicher.
Die Relevanz fehlt
Ich befürchte die DMEXCO verliert als Treffpunkt für diejenigen mit der sie einst begonnen hat ihre Relevanz. Zuerst trafen sich Webseitenvermarkter und Agenturen, die immer ihre schützende Hand über die Kunden ausstreckten, damit es keinen Kontakt zwischen Vermarkter und Kunden direkt geben konnte. Heute wird dies glaube ich teilweise immer noch praktiziert, aber da Kunden und Vermarkter heute nicht mehr per Brieftaube miteinander kommunizieren müssen, sondern in sozialen Netzwerken jeder Art miteinander anbandeln können, hat sich diese Schutzmaßnahme glaube ich überlebt.
Der Tech-Stack killt den Content?
Überlebt hat sich auch das Treffen zwischen Vermarkter und Agenturen an der ein oder anderen Stelle, auch weil die Geschäftsbeziehungen heute vielschichtiger sind. Einkauf trifft Sales ist die Urform der Messebegegnung gewesen, heute tummeln sich eine Vielzahl von Menschen auf der Messe die Einfluss auf das Geschäft zwischen Werbeträger und Werbetreibenden hat. Tech spielt dabei eine große Rolle. In jeder Form wird gemessen und analysiert und dann neu programmiert um noch mehr messen zu können und noch besser zu analysieren. Geld für guten Content aus Werbedollars bleibt heute zu einem großen Teil im Tech-Stack hängen, ob es da immer besser investiert ist als in gute journalistische Arbeit ist eine andere Frage (wird die eigentlich auf der Messe thematisiert?).
Miteinander reden, auf der DMEXCO?
Eigentlich ist doch dafür eine Messe da, damit am Ende möglichst viele miteinander reden. Wenn das immer möglich wäre!
Wer das Pech hat einen Stand in der Nähe einer der großen Bühnen oder Halls zu haben, der wird mit einem lustigen Mix aus Marketing-Bullshit-Bingo am Abend ins Bett gehen können, dazwischen hängen dann noch die Versatzstücke der einzelnen Gesprächen zwischen den Ohren. Immer noch besser als sich am Abend neben einem der großen Stände der Walled Gardens oder der Großvermarkter einen Hörschäden abzuholen.
Viele Gespräche finden aus meiner Sich heute schon im Vorfeld statt, der Grund immer noch dabei zu sein hat vielleicht auch etwas mit der Angst zu tun, dann eben doch nicht präsent zu sein. Bei der IAA ist dieser Prozess schon weiter gereift, auch große Aussteller sind nicht mehr dabei und machen dennoch immer noch gute Geschäfte.
Der Besuch der Conference könnte ein guter Grund sein nach Köln zu fahren, aber dafür darf man eigentlich nicht auf der Ausstellerseite stehen, denn dieser Teil der Messe bleibt den meisten ausstellenden Fachbesuchern, schon über Jahre, verborgen. Hier wird ja bei Kaffee und Croissant am Stand Big Business gemacht. Ist dem wirklich noch so? Oder wäre es vielleicht eine gute Idee dem Personal mehr Zeit für „Weiterbildung“ zu geben, wenn schon einmal eine so große Anzahl von digitalen Vordenkern ihr Wissen mit den Besuchern teilt.
Es geht weiter
Morgen wird mein ICE nach Köln voll sein, die Schlangen lang, das WLAN langsam und auch wenn keiner kommt, es sind Termine vereinbart und plötzlich ist es wieder Abend und der erste Tag ist rum. Obwohl keiner kommen wollte, nicht kommt oder nur zum OVK-Dinner mal reingeschaut hat und dann eben doch noch geblieben ist, werden die Hallen voll gewesen sein. Zumindest am ersten Tag!
Totgesagte leben eben länger, dies wird auch nächstes Jahr wohl so sein.
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2 Comments
Ich bleibe der Veranstaltung im zweiten Jahr fern und habe nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Irgendwie auch schade. Aber der Reiz ist weg, und die Erkenntnis bleibt: nichts ist für ewig.
Genau dieses Argument habe ich auch schon öfter gehört. Es passiert nichts mehr auf dieser Messe, was es dringend erforderlich macht dort zu sein.