Ich stehe vor dem Spiegel und habe einen dunkelblauen Anzug an, ein weißes Hemd mit Manschettenknöpfen und wenn ich nach unten schaue, dann sind da blaue Turnschuhe zu sehen. Ich stehe da also vor dem Spiegel und bin eigentlich ganz zufrieden mit mir, aber dann sehe ich wieder diese Turnschuhe und denke über mich selbst, dass diese Turnschuhe mit dem Anzug und dem weißen Hemd für einen Mann in meinem Alter irgendwie lächerlich aussehen.
Klar die ganzen coolen Typen auf Insta haben auch zu geilen Anzügen coole Turnschuhe an, nur, bei genauerer Überlegung sind die Kerle ungefähr 20-25 Jahre jünger und könnten meine Jungs sein, wenn ich mich rangehalten hätte. Wollte ich heute nochmal Kids in diese Welt setzen, dann müsste ich mir dafür eine Frau suchen die a) deutlich jünger ist als ich und die b) eher auf die Jungs steht zu denen die Turnschuhe mit den Anzügen passen.
Ich ziehe die Turnschuhe aus (alternativ hätte ich auch den Anzug ausziehen können, was aber bei meinem Kunden evtl. komisch angekommen wäre, wenn ich im Insta-Hoodie-Look zum Termin aufgelaufen wäre) und die guten Schuhe aus Leder an und sehe wieder an mir runter. Passt so, kann losgehen.
Irgendwann muss man einfach zu seinem Alter stehen und dann sieht man eben ein bisschen aus wie seine eigenen Eltern, wollte man zwar vielleicht nicht, ist aber eben so.
Bis der Sensemann kommt
Ich bin ja sowieso in einer Art selbstkritischen Neuerfindungsphase, muss man zwar mit Mitte 40 nicht unbedingt haben, aber manche Dinge werden einem vom Leben quasi ein wenig aufgedrängt. In meiner Lebensplanung wollte ich ja eigentlich mit meiner ehemaligen Lieblingsmenschin zusammen bleiben bis der Sensemann kommt, hat nicht ganz funktioniert, statt des Sensemanns tauchte in unserem ehemaligen gemeinsamen Leben ein komischer Kauz mit einem Hang zu Spielzeugautos und schlecht sitzenden Anzügen auf und nahm meine Prinzessin mit in sein Schloss, welches sich dann auch noch als Abstellkammer mit Badezimmer herausstellte (klingt jetzt fies, soll es auch sein, ist aber eine andere Geschichte und zu viel negatives Karma möchte ich jetzt auch nicht erzeugen)
Zack die Bohne konnte ich wieder in der Mitte vom Bett schlafen und musste morgens keinen Kaffee mehr kochen. Super!
Dann doch nur semi-super
Gut semi-super, denn irgendwann fehlt einem das Kaffeekochen ja schon und die Mitte vom Bett ist auch nicht ganz so das Gelbe vom Ei.
Egal, denn plötzlich ist die Schockphase vorbei und es geht wieder raus in den Singledschungel, aber eben nicht mit Turnschuhen zum Anzug, denn ich sehe damit leicht deppig aus und genau diesen Eindruck möchte ich nicht machen, denn zum Depp wurde ich ja erst gemacht.
Die gleichaltrige Frau als Lösungsansatz
Zurück zur selbstkritischen Neuerfindungsphase. Wenn man sich daran gewöhnt hatte, dass die Samstagsabende in trauter Zweisamkeit stattfinden und Geburtstagsfeiern von Freunden eine Art Ausgeh-Highlight sind, dann ist es wirklich herausfordernd dieses Programm gegen wildes Nachtleben einzutauschen. Man wird ja schließlich auch nicht jünger und ich werde eben müde, wenn andere erst einmal darüber nachdenken wohin es denn heute Abend gehen soll. Hier liegt der Konflikt sozusagen in der Wochenendluft. Logischerweise gibt es für alles eine Lösung. Frauen im gleichen Alter (geistig!) sind da sicherlich eine gute Möglichkeit harmonische und schöne Abende zu verbringen.
Ein netter Kneipenabend mit Kumpels ist auch immer wieder eine schöne Möglichkeit den Singlestatus zu zelebrieren, denn an einem Kneipenabend lernst Du bestimmt nicht die Frau fürs Leben kennen, aber dafür andere interessante Menschen.
Näher an der Hennenphase als ihnen lieb ist
Fakt ist, dass die Turnschuhe zum Hoodielook gut passen und der passt ab und an auch zu einer coolen Location in der man dann auch mal jünger wirken darf als man ist, bei Tageslicht besehen sind auch nicht alle jungen Hühner jung, sondern manchmal näher an der Hennenphase als ihnen lieb ist.
Neben den Turnschuhen gibt es natürlich noch andere Erkenntnisse die einem in einer Neuerfindungsphase täglich begegnen, aber von denen erzähle ich euch ein anderes Mal, denn jetzt mache ich gleich das Licht aus, denn ich brauche meinen Schlaf und aus der Mitte des Bettes ist der Weg weiter aus dem Bett als mancher denkt.
Bild: Shutterstock
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