Zu Beginn möchte ich einmal klar definieren was Orange Wines sind, auch wenn die meisten es wohl wissen, weil der Hype um diese Art von Wein schon lange anhält und ich ziemlich spät meinen ersten Orange Wine im Glas hatte.
Hier eine klare und eindeutige Erläuterung was Orange Wine ist:
“Orange Wine” ist nichts anderes, als maischevergorener Weißwein. Die Trauben werden entrappt – also vom Stielgerüst getrennt – und das Ganze wird mazeriert und so vergoren, wie man es eben nur von Rotweinen kennt – auf der Maische. Das hat zum Ergebnis, dass die Weißweine eine wesentlich intensivere, orange anmutende Farbe haben. Ein weiterer Effekt ist die Tatsache, dass die Weine eine ganz andere Struktur, eher dem Rotwein ähnelnd, bekommen. Die Weißweine haben Gerbstoffe, sind phenolischer und manchmal in der Jugend auch etwas bitterer. Fertig! Mehr ist das nicht! Dirk Würtz

Billy Wagner, Gerhard Retter und Hendrik Thoma (v.l.n.r.) beim Generation Riesling Seminar in Frankfurt
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 10-jährigen Geburtstag der Generation Riesling im Frankfurter Palmengarten konnte ich also meinen ersten Orange Wine trinken. Niemand anders als Billy Wagner, der mit seinen Kollegen Gerhard Retter und Hendrik Thoma durch ein sehr unterhaltendes Weinseminar führte, hatte diesen Wein ausgesucht. Ein 2014 Weißburgunder Orange vom Weingut Weinreich aus Rheinhessen.
Der Wein kostet ca. 25-30 € und ist damit auf alle Fälle kein billiges Stöffche, da muss er einem schon schmecken. Gerade beim Thema Orange Wines gehen die Meinungen ja sehr weit auseinander, was aber auch von der Themenvermischung mit Naturweinen und Amphorenweinen herrührt.
Die Verkostung
Vor mir im Glas steht eine Flüssigkeit die wirklich wenig mit normalen Wein zu tun hat, zumindest im technischen und optischen Sinn. Trüb im Glas und vom Geruch eher an etwas weiter gegorenen Apfel erinnernd. Hier kann aber auch gerade die optische Sensorik der Nase einen Streich spielen.
Es wurden viel geredet über die Verarbeitung und dann wurde gekostet und ich schmeckte „Äppler“. Da ist auch noch ein Hauch von Kräutern zu schmecken gewesen und auch etwas Pflaume, aber ich konnte keine Marzipan, Sanddorn oder gar Darjeeling schmecken.
Der Wein schmeckte, angenehm frisch, wobei er noch etwas kühler hätte sein können, aber irgendwie musste ich immer an unser hessisches Nationalgetränk denken.
Von Billy Wagner wurde viel über Essen geredet und dann passierte es mir, ich musste mir einen Teller Rippchen mit Kraut und Kartoffelpüree vorstellen. Ein weiterer kleiner Schluck und ich konnte mich mit der Kombination für diesen Wein immer mehr anfreunden.
Spaß im Glas: Ja
Wie gesagt, was hatte ich nicht schon über Orange Wines gelesen. Mir erschloss sich gestern ein ganz angenehmer und erfreulicher Trinkgenuss. Anders als klassischer Wein, hatte dieser Oragne Wine einiges was ich an einem guten Äppler zu schätzen weiß. Den Orange Wine würde ich nicht spritzen, aber wenn ich ein klassische hessisches Gericht pimpen möchte, dann würde ich dazu anstatt Äppler diesen Weißburgunder servieren.
Der Wein macht Spaß im Glas und ich werde wohl noch mal einen anderen Orange Wine testen, mal sehen ob ich weiterhin einen Edeläppler in ihm wiederfinde.
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