Paul sitzt bereits am Steuer als wir uns am dritten südafrikanischen Tag in unsere Sitzpositionen für die nächsten 300 Kilometer begeben. Zur Dynamik einer Gruppenreise gehört, so zumindest meine Feststellung, dass es bei den Sitzplätzen im Bus keine Dynamik gibt. Wer am ersten Tag vorne links gesessen hat, der steigt auch am letzten Tag vorne links wieder aus. Irgendeine Konstante braucht der Mensch eben, bei nahezu täglich wechselnden Hotels und Sehenswürdigkeiten.

Von Addon nach Knysna
Vom Elephant House aus geht es über Port Elizabeth entlang der N2 zum Storms River Mouth, dem touristischen Zentrum des Tsitsikamma National Park. Dort ist es ein bisschen touristisch voll, aber wir sind als Touristen unterwegs und treffen dabei nun einmal zwangsläufig auf andere Touristen.
Die Hängebrücken, sind zwar keine sieben, aber…

Immer wieder ergeben sich traumhafte Blick aus dem Wald auf das Meer.
Die größte Herausforderung ist es einen Parkplatz zu bekommen, dann geht es los zu den drei Hängebrücken die am Storms River Mouth auf die Touristen warten. Paul erklärt uns fix den Weg (Einmal um das Restaurant herum, runter zum Strand und dann dem Schild folgen), dann lehnt er sich zurück und trinkt einen Kaffee, während wir uns in der feucht-schwülen Luft auf den Weg zur Touristenattraktion machen. Bedingt durch den Reiz möglichst oft einen Blick vom Waldweg auf das Meer zu erhaschen wird aus dem nur ein Kilometer langen Weg eine gefühlte Halbtagesexpedition, dazu kommen auch noch entgegenkommende mitteleuropäische Touristen die das mit dem Linksverkehr noch üben müssen. Wir sind aber im Urlaub und haben Zeit, wenn da nicht noch dieses Boot in Knysna warten würde, also geht es zügig, aber relaxt und mit vielen Ausrufen wann der nächste Weinausschank um die Ecke kommt, weiter.

Der Weg ist teilweise steil.
Nach ca. 30 Minuten schauen wir eine steile Treppe hinunter und biegen kurz ab, dann sehen wir die ca. 70m lange Hängebrücke über den Storms River Mouth. Die Brücke wackelt schön vor sich hin und hüpfen ist nicht gerne gesehen, dennoch hat eine kleine Hüpfübung auch durchaus seinen Reiz, böse Blicke anderer Menschen sollten einem aber nichts ausmachen.
Auf der Brücke ergibt sich eine tolle Sicht in die Schlucht hinein und nach einer Drehung auf das Meer hinaus. Diese Verbindung aus tropischem Wald und rauer See ist sicherlich einer der Hauptanziehungspunkte an diesem Ort. Einmal über die Brücke rüber und dann wieder zurück und dann geht es weiter auf dem Brückenpfad. Dabei werden noch einmal zwei kleinere Hängebrücken an der Seite der Schlucht überwunden, danach noch eine weitere steile Treppe und schon steht man wieder auf dem Holzpfad und es geht zurück Richtung Strand und Parkplatz.

Blick in die Schlucht mit Kanubooten

Raus aufs Meer am Storms River Mouth

Seitliche Hängebrücken für den Rückweg

Über diese Brücke musst du gehn…
Austern und Elefanten
Zurück am Strand gibt es ein kühles Weggetränk und schon ruft die Strasse wieder nach uns. Nächster Halt wird Knysna sein. Die Stadt an der Lagune hat ca. 50.000 Einwohner und lebte früher hauptsächlich von der Holzindustrie, heute ist der Tourismus eine der Lebensadern der Stadt. Knysna hat eine kleine Waterfront auf Thesen Island. Von dort gehen auch viele der Boote die einen Ausflug auf der Lagune ermöglichen. Am Eingang zum Meer liegen die Knysna Heads, diese Einfahrt vom Indischen Ozean in die Lagune wurde einst als die gefährlichste Einfahrt der Welt bezeichnet.
Auf der Fahrt vom Storms River nach Knysna lernen wir eine Menge über die Umwälzung der südafrikanischen Gesellschaft die seit der Beendigung der Apartheid immer noch im Gang ist. Dazu gehören auch die Probleme die es mit der Stromversorgung gibt, weil Strom massiv illegal abgezapft wird, über die Probleme in den Townships und auch über die Korruption die von ganz oben bis in die Verwaltung auf der Gemeindeebene stattfindet. Kein Südafrikaner ist über diese Zustände glücklich, aber alle Beteiligten wissen auch, dass der Prozess die Regenbogennation clean von Korruption und Machtmissbrauch zu bekommen noch viele Jahre dauern wird, einig sind sich auch viele darin, dass es kein schwarzes oder weißes Problem ist, sondern eine Seuche die vor keiner Hautfarbe halt macht.
Diese Themen können aber offen angesprochen werden, denn Südafrika hat trotz aller Probleme, ein relativ gut funktionierendes Staatswesen auf der Basis von demokratischen Werten. Auch wenn der aktuelle Präsident viele Südafrikaner und die Nation an sich, in der Ansicht darüber, auch spaltet.
Wir lernen aber auch, dass es die Bewohner der Townships in Knysna sind die einen Waldlehrpfand betreiben und die aus Australien eingeschleppten Eukalyptusbäume wieder gegen heimische Gehölze ersetzen. Eine Tatsache die auch den berühmten Elefanten im Knysna Forrest sicherlich gut gefällt. Diese geheimnisvollen Elefanten leben zurückgezogen im Wald oberhalb der Stadt und werden ab und an gesichtet, was immer für eine gewisse Aufregung sorgt.
Wir fühlen uns alle ganz gut dabei einen Driver zu haben der uns mitnimmt in sein Land, in sein Land in dem er aufgewachsen ist und das ihm am Herzen liegt. Genauso happy sind wir über sein unglaubliches Zeitgefühl, er liefert uns pünktlich auf Thesens Island ab. Dort beziehen wir ein sagenhaftes Hotel, aber es ist kaum Zeit für einen ersten Drink, denn das Boot, die Lagune und die Austern warten.
Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt wartet das Boot auf uns. Bei einer solchen Bootsfahrt hat jeder eine Aufgabe und die sollte zu 100% erfüllt werden. Meine hatte etwas mit Getränken zu tun.

Nelson verlangte es von seinen Seeleuten bei Trafalger, ich setze es in Knysna um: Every man has to do his duty
Wir konnten also nicht verdursten und fuhren raus auf die Lagune in der bis vor wenigen Jahren auch noch Austern gezüchtet wurden, aber darauf wird nun aus Naturschutzgründen verzichtet. Kein Grund bei einer Lagunentour in Knysna auf Austern zu verzichten, die nun aus Port Elizabeth kommen und mit einheimischen lokalen Getränken sehr gut schmecken.
Die Lagune lockt mit wilden Tieren, stürmischen Klippen, kabbeliger See, großartiger Natur und imposanten Wohngebäuden.

Wilde Tiere

Tolle Natur

Lecker Austern

Ruhige Lagune

Kabbelige Lagune
Nach dem wir an Bord nicht verdursten konnten, aber die Austern nur ein kleines Sättigungsgefühl zuließen, ging es zurück ins Hotel und zum Abendessen zwischen alten Turbinen und leckeren Weinen.

Abendessen im Hotel, zwischen alten Turbinen und leckeren Weinen

Fleisch, ein nettes Gemüse.
Am nächsten Morgen ging es weiter, nach Wilderness und George über die Outeniqua Berge zu den Villen der Straußen-Barone in Oudtshoorn.
Gewohnt haben wir im the turbine, getrunken haben wir u.a. Hartenberg Merlot 2012 und Pongrácz Rosé MCC.
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[…] nicht gestoppt werden. Die Reisezeit beträgt also eher 4 bis 4,5 Stunden. Dabei geht die Fahrt am Storms River vorbei. Hier würde es sich eigentlich lohnen anzuhalten, und somit die Reisezeit um noch ein paar […]