Bevor es hier mit Elefanten, Löwen, Mistkäfern und anderen Tieren aus Südafrika weitergeht muss ich über eine Kuh sprechen und über die Mosel.
Die Mosel spielt für diesen Artikel eine entscheidende Rolle, denn ohne die Mosel wäre unsere Reisegruppe nie in den Genuss der Kuh gekommen, dazu komme ich aber später noch einmal ausführlicher.
Die Kuh hat überlebt
Ein Winemaker braucht eine gute Geschichte für seinen besten Wein. Da ereignet sich auf einem Vineyard in den Swartlands folgende Begebenheit: Ein Transporter mit ein paar Kühen fährt durch die Rebenlandschaft, da unterbricht eine Kuh plötzlich die Fahrt, um auszusteigen. Die Kuh überlebt nicht nur den spontanen Ausstieg, sie vermehrt sich auch noch eifrig.
Das wäre doch eine wunderbare Story und tatsächlich ist sie auch so passiert.
Weil der Winemaker so glücklich über die schöne Geschichte mit der Kuh ist, beschließt er seinen Signature-Wine „Survivor“ zu nennen, da er die überlende Kuh damit besonders ehren möchte.

Mit das beste was ich vom Kap getrunken habe. Survivor.
Gut, die Marketingidee ist geboren und was kann der Wein jetzt? Einiges!
Wir sitzen nach einer Tour von ca. 350 Kilometern endlich in einem kühlen Raum und werden durch Natalie von Overhex freundlich empfangen und bevor wir uns mit Ben Snyman, dem Winemaker, in die Keller begeben, werden wir erst einmal mit den Survivor-Weinen verwöhnt. Alle vier Weine sind ein Hammer, egal ob es nun der Chenic-Blanc, der Sauvignon-Blanc, der Pinotage oder der Blend aus Merlot/Cabernet-Sauvignon ist.
Outstanding ist der Chenin-Blanc, einer der besten seiner Art die ich je in Südafrika trinken durfte. Ein überzeugender Wein mit einer grandiosen süß-sauren Aprikosennote und einem ganz leichten Abgang, der nach Kurkuma schmeckt. Bombe, einfach genial.
Mein zweiter Liebling der Pinotage, der südafrikanische Klassiker überhaupt. Von Ben Snyman nicht neu interpretiert, aber ziemlich genial komponiert, kommt dieser Pinotage mit seinen wuchtigen 14,5% als ein trockener Schokoladenlikör mit einer rassigen Maulbeere im Abgang daher. Er legt sich auf die Zunge wie eine zähe, aber dennoch cremige, Masse und explodiert einfach so auf der Zunge. Freunde des Chocolate Block werden sofort erkennen woher die Trauben kommen, richtig aus dem gleichen Wingert. Hier werden sie nur noch besser in Szene gesetzt.
Erst einmal ab in den Keller
Bevor ich weiter über den Sauvignon-Blanc schreibe und mich mit dem Blend aus Merlot & Cabernet-Sauvignon beschäftige wird es Zeit für eine Kellertour.
Bei Overhex werden Weine unterschiedlichster Güte produziert, dies wird im Keller deutlich, denn hier wird Wein in Beton (einfach riesige Tanks, ich meine 40.000l im Ohr zu haben) und Stahl bis hin zur französischen Eiche gelagert. Egal welcher Wein in welcher Güte hergestellt wird, er wird mit Herz und Verstand gekeltert.

Der Pinotage
Winemaker Ben ist der lebende Beweis für diese Aussage. Er schaffte es uns zu faszinieren, seine Proukte konnten wir nicht nur auf der Zunge spüren, sondern auch auf jedem Meter den wir mit ihm durch seinen Betrieb zurücklegten. Da macht einer keinen Massenwein, da macht einer Wein für Menschen die Wein lieben, und wer etwas mehr für seine Liebe ausgeben möchte, der hat Glück und bekommt einen großen Schwung der Trauben ab, die früh am Morgen geliefert werden, wenn die Sonne noch nicht brutal brennt und den Trauben zu schaffen macht.

Je früher die Traube, desto teurer der Wein.
Wein ist eine komplexe Materie, und wenn sie einem nicht in der Muttersprache präsentiert wird, dann schmeckt sie besser als sie verstanden wird. Glücklicherweise sind wir als Crowd unterwegs und konnten uns gegenseitig aushelfen, wenn wieder einmal der „What?“-Effekt eintrat. Wobei Natalie und Ben sich alle Mühe gegeben haben, uns alles verständlich zu erklären.

Keine Frage blieb unbeantwortet…

..egal wie blöd die Frage auch gewesen sein mag.
Nach der beeindruckenden Tour durch den Keller sollte es noch zur Abfüllanlage gehen, aber dazwischen gab es noch zwei Weine zu probieren. Survivortasting mit dem Blend aus 60% Merlot und 40% Cabernet-Sauvignon und dem Sauvignon-Blanc.
Am meisten hat uns bei der Kellertour die Offenheit aller Mitarbeiter beeindruckt. Wir wurden wirklich mit offenen Armen empfangen und hatten das Gefühl, dass das Thema Fairtrade, welches sich vor allem Natalie sehr zu Herzen nimmt, nicht nur Bla-Bla ist, sondern schon aus dem Betrieb heraus gelebt wird.

Mittendrin, statt nur getrunken.
Noch zwei Weine und dann wird abgefüllt und original verkorkt
Bevor wir uns in Hoppenstedtscher Art um die Abfüllung und die Verkorkung kümmern konnten, durften wir nochmal schnuppern, probieren, schlucken und spucken. Der Merlot/Cabernet-Sauvignon und der Sauvignon-Blanc konnten zwar nicht mit dem Pinotage und dem Chenin-Blanc mithalten, aber beide Weine sind jeder für sich ein tolles Ding. Der Merlot/Cabernet-Sauvignon ist so ein Pflaumen-Vanille-Ding. Lecker, süffig. Wenn er etwas kühler zum Barbecue getrunken wird, ein klasse Saufwein.
Zitrone, Stachelbeere, Grapefruit. Ein Sauvignon Blanc (am Ende mit einem harten k, wenn man ihn afrikaans aussprechen möchte), der stachelig auf der Zunge liegt und den Gaumen anregt, kein Wein der besonders mega-außergewöhnlich ist, aber eben ein guter Saufignon! Er schmeckt und macht was er machen soll: Spaß. Einfach so, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, ob der Ozean die Trauben am frühen Morgen von links oder rechts umwehte oder die Sonne nur zwischen Zwölf und Zwei die Haut der Frucht angeblinzelt hat.

Fertig, ab zur Abfüllung

Ist laut hier
Bevor so ein Wein in die Gläser kommt muss er aus dem Faß oder dem Tank in die Flasche, daher zogen wir weiter zur Abfüllung. Gut behütet und mit Ohrenstöpseln versehen, konnten wir beobachten wie aus großen Tanks die unterschiedlichsten Flaschen befüllt wurden um am Ende in einem riesigen Lager auf den Transport zum Weintrinker zu warten.
Die Abfüllanlage gehört nicht zu Overhex, es werden hier die verschiedensten Weine abgefüllt und gelagert. Von Bordflaschen bis zur 1,5l-Pulle wird in diesem Betrieb alles auf Flaschen gezogen was der Markt verlangt. Meistens wird hier nicht mehr verkorkt, sondern verschraubt.

In der Abfüllanlage

Wein, Wein und nochmals Wein
Und warum jetzt Overhex?
Im September 2014 verschlug es mich in Begleitung meiner besseren, und wesentlich (wein)kenntnisreicheren, Hälfte an die Mosel. Auf Einladung vom Langguth-Erben durfte ich gemeinsam mit anderen Wein-/Food-/Genuss-Bloggern viel über Wein lernen und vor allem über die Arbeit einer großen Kellerei und ihrer internationalen Kontakte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die #Erbengemeinschaft aus der Taufe gehoben. Eine Marketingidee der Kellerei, um den Austausch rund um das Thema Wein zwischen Konsumenten, Herstellern und Journalisten + Bloggern zu beflügeln.
Das Wochenende an der Mosel brachte auch die Erkenntnis mit, dass eine große deutsche Kellerei auch Partner in vielen Ländern auf der Welt hat. Zum Sortiment von Langguth-Erben gehören zum Beispiel die Kaya-Weine aus Südafrika. Die Kaya-Weine kommen alle aus der Stellenbosch Region und sind gute Repräsentanten der Einstiegsweine aus Südafrika.
Während der Planung für die meiersworld-Südafrikatour fragte ich bei Verena von Langguth an, ob es nicht möglich sei bei den Kaya Weinen mal einen Blick reinzuwerfen. Gefragt – getan: Nach der Anfrage glühten die Drähte zwischen der Mosel und Robertson, wo Overhex Wines seinen Sitz hat. Overhex Wines ist ebenfalls eine große Kellerei mit vielen Marken in unterschiedlichen Produktrichtungen, der passende Partner für Langguth-Erben. Bei Overhex wird in Zusammenarbeit mit den Winzern und Kleinbauern, welche die Weine für den Kaya liefern, Wert auf Fairtrade gelegt. Es gibt einen festgelegten Mindestpreis für die Weine, damit kostendeckend produziert werden kann, und eine Vereinbarung über die Höhe der Löhne. Die Löhne der Arbeiter müssen mindestens so hoch sein wie die branchenüblichen Tariflöhne oder die gesetzlichen Mindestlöhne. Zudem werden Projekte wie Schulen und Krankenstationen gefördert.
Der Wein ist damit immer noch sehr günstig im Verhältnis zu deutschen oder europäischen Weinen, aber die Kosten für die Produktion sind auch deutlich niedriger. Um so wichtiger ist es einen fairen Lohn und faire Preise zu zahlen.
So schloss sich also der Kreis zwischen dem Besuch in den Weinbergen an der Mosel und unserem Besuch in Robertson. Robertson hat ungefähr 28.000 Einwohner, liegt in den Cape Winelands und lebt vom Tourismus, dem Wein und Früchteanbau. Fast so wie Traben-Trabach, der Ort an dem die Langguths ihre Wurzeln haben.
Danach ging es für uns weiter nach Franschhoeck und vorher haben wir noch Knysa und Oudtshoorn unsicher gemacht, aber davon erzähle ich dann ein anderes Mal.
Vielen Dank an Verena und Natalie, ihr habt fantastische und eindrucksvolle Stunden möglich gemacht.
Bild: Martin Ruf, Michael Axt, Patrick Meier.
No Comments