Wie viele gute Ideen im Leben begann auch diese bei einem Glas Rotwein. Zugegeben bei keinem südafrikanischen Rotwein, aber bei einer Flasche Pinotage. Nach unzähligen Erzählungen von Sarah und mir hatten unsere Freunde die Schnauze wohl gestrichen voll und wollten keine endlosen Geschichten über das Land am Kap mehr hören, sondern sich vor Ort ein Bild machen und ließen uns an diesem Rotweinabend nicht nur mit geleerten Flaschen zurück, sondern auch noch mit einem Auftrag: Organisiert mal eine Gruppenreise und dann kommen wir schon mit.
Kein Witz – Au Backe
Nachdem sich am nächsten Tag der Dunst des Vorabends aus den Köpfen verabschiedet hatte, die letzten Gläser wieder verstaut worden waren und wir Zeit hatten über den Vorabend nachzudenken, dämmerte es uns, dass unsere Freunde keinen Witz gemacht hatten. Noch am selben Tag wurden wir per SMS daran erinnert und mögliche Reisezeitpunkte ausgetauscht.
Da hatten wir uns was eingebrockt, jetzt hieß es aktiv werden. Glücklicherweise gibt es in der Familie eine clevere Reisebüroinhaberin und die Erfahrungen aus vorherigen Südafrikaurlauben. Wir begannen also Reiserouten auszusuchen, Reisetermine auszuloten und die Gruppengröße zu bestimmen.
Am Ende der Vorbereitungsphase hatten sich drei Paare und wir fest auf ein Datum geeinigt, der Rest wäre gerne mitgekommen hatte aber andere Verpflichtungen und Pläne für 2016. Wobei auch diejenigen die nicht mitgekommen sind regen Anteil an den Planungen genommen haben und sich die eigentliche Gruppe somit viel größer anfühlte. Ein ganz schön gutes Gefühl, wenn sich so viele Leute für das interessieren was wir da planten. Für uns ein guter Ansporn, die erste Meiersworld on Tour Gruppenreise zu einem Erfolg werden zu lassen.
Die Route – Tiere, Wein und Paul

Unsere Wunderwaffe am Lenkrad: Paul
Wer schon einmal in Südafrika gewesen ist, der kennt die Klassiker einer Rundreise und Erstentdeckungstour am Kap.
Safari im Kruger Nationalpark oder im Addogebiet, dann die Garden Route entdecken, dazu Strauße gucken in Oudtshoorn, dann bei Ronnies Sex Shop vorbeischauen, Wein trinken in den Winelands und dann die Mothercity und das Kap der Guten Hofnung besuchen, dabei natürlich noch den Tafelberg besteigen und Pinguine streicheln.
Das alles in zehn Tagen zu schaffen ist möglich, aber auch eine Herausforderung an die Gruppe, denn ein so straffes Programm erfordert Disziplin und einen Fahrer der mit einem eng getakteten Zeitplan gut zurechtkommt, vor allem in einem Land in dem die Uhren auch mal anders ticken. Unsere Wunderwaffe in Sachen Pünktlichkeit vor Ort hieß Paul. Paul ist unser Tourguide vor Ort gewesen und unser Driver. Ein Mann mit südafrikanischen Wurzeln, einer Menge Humor und einem absolut sicheren Fahrstil. Einer der wichtigsten Punkte einer solchen Gruppenreise überhaupt, wenn der Typ am Lenker nicht das Vertrauen der Gruppe hat, dann ist eine Gruppenreise kein Spaß mehr. Wir hatten Glück und konnten vom ersten Moment unseren Urlaub genießen. Thanks Paul.
Tag Eins und Zwei: Ankommen, ins Pool hüpfen und Tiere gucken

Pool und Tiere
Unsere Route führte uns von Frankfurt mit SAA nach Johannesburg und von dort weiter nach Port Elizabeth. In PE, wie der Kenner zu sagen pflegt, sammelte uns Paul ein. Von dort ging es Richtung Addo Elephant Nationalpark.
Am ersten Tag konnten wir uns etwas an die wärmeren Temperaturen gewöhnen, eine Runde im Pool drehen, den ersten Sekt vom Kap genießen und früh ins Bett gehen, denn am nächsten Morgen stand Safari auf dem Programm. Tiere gucken im Addo Nationalpark, zumeist Elefanten, und im Scotia Private Game Reserve dann Nashörner, Giraffen, Löwen, jede Menge Antilopen und Tiere die so aussehen wie Antilopen aber keine Antilopen sind und nochmal Elefanten und Dung beetles (dazu später mehr).
Tag Drei: On the Road, im Dschungel und Austern essen
Disziplin! Der Wecker geht recht früh am dritten Tag, denn heute müssen wir ca. 300 Kilometer hinter uns bringen, einmal beim Storms River halten, über Brücken klettern und pünktlich in Knysna sein, damit wir unser Boot bekommen.
Erster Haltepunkt an diesem Tag: Eine Tankstelle, dann der Storms River Mouth, das touristische Zentrum des Tsitsikamma National Park (ein bisschen überlaufen) und von dort dann nach Knysna und seiner Lagune mit der berühmten Einfahrt, den Two Heads. Eine Laguneneinfahrt die noch heute jedem Bootsmann eine Menge Respekt abgewinnt, denn zwischen den beiden Felsen herrscht eine raue See und gefährliche Strömungen. Wer hier mit seinem Boot langfahren möchte, der muss evtl. sogar auf Versicherungsschutz verzichten, denn das Risiko zu kentern ist enorm hoch.
Früher wurden in der Lagune Austern gezüchtet und auch direkt vor Ort von der Knysna Oyster Company verkauft. Aus Naturschutzgründen werden keine Austern mehr in der Lagune gezüchtet, die Oyster Company sitzt nun in Port Eilzabeth. Es gibt aber immer noch frische Austern in Knysna, auch wenn sie nicht mehr direkt vor Ort geerntet werden.
Nach einer weiteren, eher kurzen, Nacht ging es auf den nächsten Streckenabschnitt. Weg von der Küste, über den Outeniqua Pass, nach Oudtshoorn. Von der grünen Küste in die Little Karoo, eine trockene und eher heiße Gegend.
Tag Vier: Strand, italienische Kriegsgefangene und große Vögel
Von Knysna aus ging es, wie oben geschrieben, nach Oudtshoorn. Die Hochburg der Straußenzucht in Südafrika. Vorher legten wir einen Stop am wunderschönen Strand von Wilderness ein. Früher verkehrte hier noch der Outeniqua Choo-Tjoe Train, ein Museumszug, aber ähnlich wie die Austern aus Knysna gibt es diese Attraktion der Garden Route auch nicht mehr. Nur noch verlassene Gleise erinnern an die Zeit des Zugverkehrs.
Von Wilderness ging es über den Outeniqua-Pass von George nach Oudtshoorn. Der Pass wurde zum Teil von italienischen Kriegsgefangenen angelegt, aber bevor sie mit der Arbeit fertig wurden endete der zweite Weltkrieg und einheimische Arbeiter vollendeten den Bau des Passes 1951.
Oudtshoorn ist wegen seiner großen Vögel berühmt, die afrikanischen Strauße. Eine sehr schmackhafte Vogelart! Wer sich neben den großen Vögeln für die Umgebung von Oudtshoorn interessiert kann sich die Kangoo Caves ansehen oder über den Swartberg Pass fahren. In unserem Fall ist der Pass, wegen Buschfeuer, gesperrt gewesen und die Caves haben wir dann auch links liegen lassen und uns lieber an und in den Pool unserer Lodge gelegt.
Tag Fünf: Sexshop, Survivor und (k)ein Stern
Der fünfte Tag brach an. Aufgrund von Bauarbeiten auf der südafrikanische Route 66, der R62, lagen ca. 400km vor uns, da wir einen leichten Umweg nehmen mussten, um unsere vereinbarten ersten Weintermine zu erreichen. Die R62 führt landschaftlich aus der Little Karoo in die Winelands hinein, entsprechend verändert sich die Landschaft und, glücklicherweise, auch die Temperatur.
Einer der Höhepunkte auf der R62 ist Ronnies Sex Shop, eine Trinkhalle in der Frauen ihre BHs aufhängen und Männer ihre Visitenkarte an der Wand festpinnen. Mit etwas Phantasie lassen sich BH und Karte, Blödsinn….
Wer bei Ronnies sein Bier getrunken und bei seiner Begleitung den ordnungsgemäßen sitz des BH überprüft hatte, der konnte sich gemütlich zurücklehnen und von den Winelands träumen.
In Robertson, bei Overhex Wines (dazu gibt es einen ausführlichen Bericht über die Kellerbesichtigung später), konnten wir die Geschichte einer lebensmüden Kuh hören und den ihr gewidmeten Wein trinken. Nach einer ausführlichen Besichtigung der Kellerei von Overhex ging es weiter nach Franschhoek.
Franschhoek, die französische Ecke, ein Touristenort wie ihn sich jeder Sylttourist nur wünschen kann, empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und der Aussicht auf ein Abendessen beim Spitzenkoch Reuben Riffel. An diesem Abend gab es zwar Lob von uns für seine Kreationen, aber wir sollten noch besser essen als bei Reuben. Hochgelobt mag er sein, aber einen Stern wird er wohl nie erkochen.
Tag Sechs: Was wollen wir trinken….?
Die Sonne lacht, das Thermometer strahlt und gegen elf Uhr erreichen wir unsere erste Anlaufstelle in Sachen Wein. Am sechsten Tag unserer Reise ging es um Wein, Picknick mit Wein, Kulturpausen ohne Wein, dann wieder Wein und dann nochmal Wein und am Ende Abendessen mit Wein.
Tag Sieben: Safari auf dem Weingut, Rosé bei Ernie und ein Nightwalk
Die Sonne lacht, das Thermometer strahlt und gegen elf Uhr erreichen wir unsere erste Anlaufstelle in Sachen Wein an diesem Tag. Bei Warwick sitzen wir im Safarijeep und machen eine Vineyard-Safari, dann gibt es eine Weinprobe und im Anschluß erwartet uns Stellenbosch. Die Universitätsstadt lockt mit ihren kapholländischen Häusern und einem Mittagessen bei Ernie Els. Dort genießen wir traumhafte Küche, traumhaften Roséwein und dann geht es weiter zum nächsten Weingut.
Der Tag neigt sich seinem Ende entgegen und wir können bei Ryans Kitchen südafrikanische Spitzenküche genießen (gehen sie zu Ryan und lassen Reuben links liegen, wenn sie sich entscheiden müssen). Danach geht es zu Fuß durch die dunklen Strassen von Little Kampen zurück ins Hotel, vollkommen gefahrlos und nur begleitet vom stetig stärker werdenden Wind.
Tag Acht: Die Mothercity ruft
Die Sonne lacht, das Thermometer strahlt und gegen zwölf Uhr erreichen wir die Waterfront in Kapstadt. Es ist geschafft, die letzte Station unserer Rundreise ist erreicht und die gesamte Gruppe hat sich noch nicht gegenseitig zerfleischt und ist sogar noch weit davon entfernt. Weit entfernt ist leider auch die nächste Apotheke in der wir Blasenpflaster kaufen können, aber dies ist eine andere Geschichte.
Wir erkunden die V&A Waterfront, essen mal wieder was und trinken dazu einen Schluck Wein. Dann geht es mit dem Doppeldeckerbus durch die Stadt. An einem Freitagnachmittag, bei ca. 30 Grad, eine teilweise herausfordernde Angelegenheit, aber wir sind nicht zum Spaß hier. Wir sehen die Long Street, den Tafelberg und das Bo-Kaap. Außerdem stellen wir fest, dass auch Kapstadt eine stinknormale Stadt ist, zumindest im Bezug auf den Freitagnachmittagsstau.
In Camps Bay hüpfen wir aus dem Bus, suchen unser Hotel und finden den Strand. Später finden wir den Strand super und gönnen unseren Füßen einen kleinen Strandspaziergang und mutige Reisegruppenteilnehmer statten sogar dem Atlantik einen Ganzköperbesuch ab. Im Sonnenuntergang geht es zurück ins Hotel und unter die Dusche, denn am Abend steht ein Besuch im Cafe Caprice an. Hier hat sogar schon Prinz William einen Burger gegessen (wird behauptet). Wir essen auch Burger und trinken noch einen Wein. Dann geht es wieder zurück ins Hotel, denn am nächsten Morgen geht es ans Kap der Guten Hoffnung.
Tag Neun: Es nebelt am Kap, die Pinguine stinken und es gibt Wein
Es nebelt, es ist windig und leichter Sprühregen legt sich auf unser Gemüt, aber wir sind auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung und sind guter Hoffnung was das Wetter angeht. Am Kap angekommen werden wir mit dem meistfotografierten Penis von Kapstadt konfrontiert (dazu gibt es einen weiteren ausführlichen Bildbericht), einer weiteren Ladung Nebel und der Hoffnung auf etwas Sonne, wenn der Wind endlich auffrischen würde.
Die Sonne lacht, das Thermometer strahlt
Der Wind spielt noch mit an diesem Tag und wir können unsere Reise fortsetzen und besuchen die Pinguine am Bolders Beach. Hier ist gerade der Wind wieder weg und deshalb können wir die Pinguine nicht nur sehen, sondern diese auch riechen. Niedlich diese kleinen Tierchen….
Nach den Pinguinen geht es Richtung Constantia zum Bachelorweingut. Im Restaurant des Weinguts Steenberg gibt es endlich mal wieder eine Weinprobe und leckere Tapas. Später geht es an der University of Capetown und dem Rhodes Memorial vorbei in Richtung Camps Bay und einer erholsamen Nacht entgegen.
Tag Zehn: Von wegen der Tafelberg ist flach!
Betrachtet man den Tafelberg von unten, dann sieht er relativ flach aus. Er ist es aber nicht, was wir spätestens nach zwei Stunden Fußmarsch merkten. Anstatt wie normale Menschen mit der Seilbahn auf den Tafelberg zu gelangen, hatten wir uns für einen Aufstieg zu Fuß entschieden und weil wir in den letzten Tagen viel Zaubertrank zu uns genommen hatten sogar für die Variante über den Maclear’s Beacon, den mit 1087m höchsten Punkt des Tafelberg.
Selbstverständlich hat sich jeder Meter dieser siebenstündigen Wanderung gelohnt. Wäre der Tafelberg so flach wie er erscheint, dann hätte es sogar Spaß gemacht! Nein, es hat natürlich Spaß gemacht, aber die Route über den Kastelspoort ist nicht gerade die Wellnessvariante um auf den Kapstädter Hausberg zu gelangen.
Am Ende der Route sind wir glücklich mit der Seilbahn nach unten fahren zu können und eine letzte Nacht unter südafrikanischem Sternenhimmel erwartet uns.
Totsiens Südafrika – Abreisetag
Ein letztes Mal packen wir die Koffer und lassen sie von Paul in perfekter Tetrismanier im Bus verstauen. Ein letztes Mal wollen wir Tiere in freier Wildbahn erleben und uns mit einem Picknick für die Heimreise stärken. Vorher gibt es noch eine letzte Weinprobe bei Klein-Constantia und dann sitzen wir unter den alten Bäumen von Buitenverwachtig und finden uns langsam mit dem unvermeidlichen ab; der Heimreise.
Paul setzt uns am Flughafen ab, wir sagen Danke und verdrücken ein Tränchen. Dann bringt uns SAA wieder zurück ins kalte Frankfurt.
Diese zehn Tage mit Sarah und drei befreundeten Paaren sind eine außergewöhnliche Zeit gewesen. Intensiv, voller neuer Entdeckungen und unglaublich viel Spaß, Freude, Ehrlichkeit, Zuneigung und gegenseitigem Vertrauen. Persönlich hat es Sarah und mir besonders gut gefallen, dass es „unserer“ Gruppe gut gefallen hat und die Erwartungen erfüllt wurden.
Zehn Tage sind eine lange Zeit mir vielen Erlebnissen und tollen Bildern. Aus diesem Grund wird es in den nächsten Wochen zu jedem Tag einen ausführlichen Beitrag geben, mit detaillierten Hinweisen und Informationen zu den einzelnen Programmpunkten und den konsumierten Getränken.
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[…] Start unserer Rundreise sollte es erst einmal Tiere geben, anstatt gleich mit Wein, Weinbau und Weingastronomie die Tage zu […]
[…] Mosel spielt für diesen Artikel eine entscheidende Rolle, denn ohne die Mosel wäre unsere Reisegruppe nie in den Genuss der Kuh gekommen, dazu komme ich aber später noch einmal […]
[…] auf den 1086m hohen Hausberg der Kapstädter. Diesen Berg wollen wir am vorletzten Tag unserer Gruppenreise bezwingen und wir sind bester Laune als wir am frühen Morgen in den Bus von Frank einsteigen. Wir […]