Irgendjemand bei der Edeka-Agentur Jung von Matt hat die christlichen Feiertage verwechselt. Im neuen Weihnachtsspot der Edekakreativen darf nämlich ein Opa an Weihnachten wiederauferstehen, nach dem er seine ganze Familie mit einer fingierten Todesanzeige in sein Haus gelockt hat. An Weihnachten feiern die Christen weltweit aber die Geburt Jesu und erst an Ostern wird die Wiederauferstehung gefeiert.
Richtig verwunderlich ist das nicht, denn wenn es im Sommer schon Weihnachtsmänner zu kaufen gibt und kurz nach Silvester die ersten Osterhasen in den Regalen stehen und Überraschungseier ausbrüten, dann kann einem so etwas schon einmal passieren. Und es kommt eben ein echt doofer Spot dabei raus.
Der Spot ist einfach doof
Im Edekaspot hockt ein alter Mann an mehreren Jahren alleine und ohne seine Familie an einem großen Tisch und vor einer großen Tanne. Seine Familie kommt nicht zu Weihnachten, weil sie es nicht schaffen, wollen oder können. Dann plötzlich erhalten alle Familienmitglieder die Nachricht vom Tod ihres Vaters und Opas und alle versammeln sich vor Opas Haus und wundern sich als dieser plötzlich recht lebendig um die Ecke kommt und dann leicht entschuldigend sagt „Wie hätte ich euch denn sonst alle zusammenbringen sollen?“. Dann wird geheult und alle fressen sich die Hucke voll.
So gesehen alles wie bei einer Beerdigung, denn da kommen auch alle zusammen und hinterher gibt es meist was zu essen und mit genügend Alkohol im Kopf auch was zu lachen, manchmal klappt das auch ohne Alkohol.
Der Spot wird von manchen als tolle gefühlvolle Leistung der Kreativen gefeiert, weil er eine Botschaft in sich trage. Welche Botschaft? Die seine Familie zu verarschen, anstatt den Koffer zu packen und zu seinen Kindern zu fahren?
Der Spot ist doof, weil er einfach zwei große Gefühlsmomente miteinander kombiniert, um am Ende als sympathischer Supermarkt wahrgenommen zu werden. Eine Kreativleistung aus dem Agenturkindergarten, denn simpler geht es kaum.
Ich finde den Spot nicht pietätlos, sondern wirklich nur ganz einfach doof, weil da null Kreativität drinsteckt. Das Thema Weihnachten und alte Menschen die alleine sind ist leider ziemlich normal. Hätte Edeka ein Signal setzen wollen bei dem es darum geht alten Menschen und ihren Familien ein #heimkommen zu ermöglichen, dann hätten sie das Geld für die Produktion in einen echten Familienzusammenführungsevent gesteckt und keinen verlogenen alten Sack zu einem Sympathieträger gemacht.
Der Opa ist ein Arschloch
Ich sag euch mal was ich von dem Edeka Opa halte: Er ist ein Arschloch, denn er scheint ziemlich auf sich fixiert zu sein. Wenn meine Familie nicht zu mir kommt, dann locke ich sie unter einem Vorwand zu mir, dann muss ich meine warme Bude und meinen verkackten Tisch und die bekloppte Tanne nicht verlassen. Dieser Opa hätte ja wohl bei so viel Sehnsucht seine Tasche packen können und seine Familie besuchen können, oder etwa nicht? Geld muss er genug haben, denn er kauft bei Edeka ein und wohnt auch nicht gerade in der letzten Altenheimbude.
Keine Ahnung was ich von meinen Großeltern gehalten hätte, wenn sie mich mit ihrem vorgetäuschten Ableben zu sich gelockt hätten, aber sicherlich nicht „Oh Super, Opa ist an Weihnachten auferstanden“.
Der Spot ist keine Botschaft für ein heiles Familienleben und schon gar keine Botschaft für ein #heimkommen. Zu diesem Opa möchte ich nicht heimkommen, vielleicht ist das auch der Grund warum seine Kinder und Enkel ihn nicht besuchen, weil er ein böser und heimtückischer alter Mann ist, einer der sich die Liebe seiner Familie erschwindeln muss, weil sich alle von ihm uns seinen Machenschaften abgewendet haben.
#heimkommen zu Edeka
Die Botschaft am Ende ist doch banal, wenn du Weihnachten den Tisch mit leckerem Essen voll haben möchtest, dann komm heim zu Edeka und gib dein Geld bei uns auch, denn bei uns ist der Opa aus dem Video zu Hause. Nö, liebe Edekas, ich kaufe dann lieber woanders, da wo ich nicht kitschig hinter dem Gefühls-Ofen rausgelockt werden soll, sondern wo mir klar gesagt wird „Gib uns deine Kohle und schöne Festtage, bis morgen dann wieder“.
4 Comments
Moin,
also ich sehe es nicht so wie Du. Im Gegenteil, ich finde diesen Spot genial. Denn leider ist es in der heutigen Zeit so, daß man nur wenn Jemand heiratet oder Jemand gestorben ist, dann die ganze Familie zusammenkommt.
Abgesehen davon nervt es mich, daß seine Kinder immer mit Ausreden kommen. Warum sagen die Menschen es nicht direkt, wenn sie etwas nicht wollen?!?
Abgesehen davon; ich selbst bin frph keine Kinder zu haben bzw. haben zu wollen. Denn damit gibt es bei mir solche Probleme erst garnicht.
Die Gesellschaft vermittelt uns, daß wir Kinder kriegen sollen und sich diese Kinder dann auch später im Alter um uns kümmern. Was für ein Blödsinn! Den Beweis dafür liefert dieses Edeka-Video. Denn so sieht es leider Weihnachten und nicht nicht nur zu dieser Zeit in Wirklichkeit mit den Alten aus. Sie sind für die jungen Leute einfach nur noch Ballast…
Ich finde dieser Opa hätte sich selbst auf den Weg machen können, ansonsten muss ich dir widersprechen. Familien können jederzeit zusammenfinden, aber in einer Gesellschaft die eher disruptiv ist, sind kleine Gruppen eher die Regel.
Herrn Meiers Welt scheint leider klein und traurig zu sein. Ansonsten hätte schon die Stimmung des Spots zumindest Mitgefühl ausgelöst. Sicher ist es nicht die feine Art seine Kinder mit einem Vorwand, und vor allen Dingen nicht mit der Vortäuschung seines eigenen Todes nach Hause zu locken.
Aber versetzen wir uns doch nur mal für einen Moment in die Seele dieses alten Herrn und versuchen den Grad seiner Verzweiflung nachzuvollziehen, der vermutlich schon Jahr für Jahr zwar gut betucht, aber allein, sein Weihnachtsfest bestreitet. Ganz offensichtlich ist Beziehung zu seinen Kindern nicht zerrüttet, schließlich reagieren sie alle sehr betroffen auf die vermeintliche Todesnachricht. Und vielleicht fühlte er sich zu alt für eine weite Reise zu seinen Kindern, die ja auch offenbar weit verstreut leben.
Da ist die Aktion dieses Opas vielleicht ein wenig nachzuvollziehen und sie weist auf die vielen vereinsamten älteren Menschen hin, ob arm oder reich, die ihr Weihnachtsfest einsam verbringen müssen weil Ihre Kinder keine Zeit für sie haben oder keine Zeit haben wollen.
Lassen wir uns doch fernab der Werbebotschaft von der Botschaft der Liebe der heimkehrenden Kinder zu ihrem Vater anstecken und etwas Gutes für ältere Menschen tun!
Ihnen wünsche ich eine hoffentlich frohe Adventszeit und ein besinnliches Weihnachtsfest
Lieber Igel, was mir in vielen Jahren der Bloggerei immer großen Spaß gemacht hat ist meine Meinung aufzuschreiben, und manchmal gegen den Mainstream zu schwimmen. Im Falle des Edeka-Opas habe ich das auch gerne getan, weil ich ihn wirklich nicht so familienfreundlich finde. Ich muss auch glücklicherweise nicht sofort losheulen, nur weil ein alter und gesättigter Mann vor einer Tanne hockt. Der Grad der Verzweiflung dieses alten Herren kann nicht so groß sein; er leistet sich den Luxus nicht zu seiner Familie zu fahren (Die Bahn lädt ihn aktuell dazu ein), sondern daheim zu hocken. Vielleicht bestellt er sich danach ein paar geile Weiber unter den Baum und besäuft sich ordentlich.
Meine Welt ist, wenn sie diesen Blog lesen würden, weder klein noch traurig, sonder voll von Familie und Lebensfreude. Aus diesem Grund kenne ich den Unterschied zwischen Großeltern mit Herz und verlogenen Arschlöchern die ihren Tod inszenieren. Die Familie eilt möglichst schnell zum Haus des Opas, was auch eher ungewöhnlich ist, denn dort liegt man in der Regel nicht gerade rum, wenn die Todesanzeige versendet wurde. Es ging wohl eher ums Erbe.
Frohe Festtage und bewahren sie sich den Glauben ans #heimkommen.