Gestern Abend schrieb ich folgende Zeilen bei Facebook:
Wenn der Islam zu Deutschland gehört, dann gehört das Kopftuch ins Klassenzimmer. Logisch, aber Kreuze werden abgehangen. Ich verneige mich gen Mekka.
Dazu gab es natürlich Reaktionen. Diese mahnten mich an die Religionsfreiheit zu denken. An Kreuzen die in Fluren hängen und Kopftüchern die von Frauen und nicht von Institutionen getragen werden.
Alles gute Argumnte. Ich versuche es mal mit einer Antwort. Da Facebook lange Text schwer zu bearbeiten macht auf meiner Homebase:
Semia und Martina, als ich gestern die oben stehenden Zeilen getippt hatte, da musste ich an auch denken. Irgendwie ist mir klar gewesen, dass es mindestens von einer von euch eine Reaktion geben würde.
Offen gesagt bin ich ziemlich zornig was die Diskussion um Religionen und die Toleranz anderen gegenüber angeht, aus diesem Grund habe ich auch diese Zeilen ins Netz geschrieben.
Es ist richtig, wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen. Das ist auch sehr gut, denn Deutschland und andere Länder in Europa sind durch Menschen aus anderen Kulturen bunter, offener und unverkrampfter geworden. Wenn heute Deutschland als offene Gesellschaft gesehen wird, dann haben wir das auch diesen Menschen zu verdanken. Wir haben es aber auch unserer Toleranz zu verdanken, so reagiert zu haben. Diese Toleranz wird immer öfter ausgenutzt und bis zur Unerträglichkeit ausgeweitet.
Die meisten der Menschen die gekommen sind, haben sich gut integriert. Statistisch gesehen klappt die Integration bei Menschen aus Kulturkreisen mit ähnlichen Wertvorstellungen besser als bei Menschen die aus einer anderen Wertgesellschaft kommen. Muslime und die christliche, oder auch die atheistischen, Teile der westlichen Gesellschaft haben dabei die größten Hürden zu überwinden (wenn wir mal von den größeren religiösen Blöcken ausgehen). Muslime haben in ihrem Wertekanon andere Vorstellungen von Familie, Frauen und der Einhaltung ihrer religiösen Werte.
Dies führt immer wieder zu Konflikten, die überwindbar sein sollten. Aus meiner Sicht ist aber die tolerante westliche Wertegemeinschaft zu schwach für die Debatte mit den wertebestimmten Kräften in der muslimischen Welt.
Als Mensch einer fremden Kultur versuche ich mich anzupassen, dies bedeute nich mich zu verstecken oder mich selbst zu verleugnen, so wie es Christen in China oder in muslimischen Ländern tun müssen. Die Türkei als Staat und Gesellschaft die gerne in die EU aufgenommen werden würde, verlangt gegenüber ihren im Ausland lebenden Staatsbürgern ein tolerantes Verhalten des Gastlandes. Ein Verhalten das dieser Staat, zumindest aktuell in seiner Verfassung, nicht einmal selbst dem Islam zugesteht (obwohl sich dies auflöst, denn die Trennung von Religion und Statt wird von Erdogarn ausgehebelt) und schon gar nicht bereit ist eine gewisse Toleranz gegenüber christlichen Religionen auszuüben. In Artikel 24 der türkischen Verfassung ist die Religionsfreiheit verankert. Dennoch ist es christlichen Kirchen verboten Kirchen zu bauen, Pfarrer und Religionslehrer auszubilden. Dies ist ein staatliches Verbot. Christen gehören in der Türkei, wie in vielen anderen islamischen Ländern zu den bedrohten Völkern, bzw. Volksgruppen.
Ich halte es in der Regel mit Friedrich II, der meinte „„Jeder soll nach seiner Façon selig werden“, wobei er dies damals eher auf Hugenotten und Katholiken bezog und nicht auf Juden und schon gar nicht auf Muslime. Trotzdem, heute sollte jeder in jedem Land seinem Glauben nachgehen können, ohne deshalb Angst haben zu müssen. Eine Realität von der wir weit entfernt sind.
In Deutschland dürfen Muslime Moscheen bauen, Geistliche ausbilden, predigen, sogar missionarisch tätig werden und alles geschützt vom Grundgesetz.
Da komme ich wieder auf das zornig sein zurück: ich kennen aber keine religiöse Gruppe in Deutschland die sich so sehr, in bestimmten Teilen, weigert mit dem Gastland anzufreunden wie es eben Muslime sind. Viele Bekannte und Freunde die aus muslimischen Familien kommen, haben mit ihrer Religion nicht mehr viel am Hut. Sie trinken Alkohol, mögen dennoch meist kein Schweinefleisch und finden ansonsten die Freiheiten der christlich geprägten westlichen Kulturen ziemlich gut. Trotzdem gibt es genügend Angehörige der muslimischen Glaubensgemeinschaft die sich nicht damit arrangieren können, dass es Sport-/Schwimmunterricht für Mädchen gibt, Frauen und Männer gleichberechtigt sind und das es durchaus andere religiöse Ansichten gibt. Immer wieder wird von diesen Gruppen, sie mögen nicht die Größte unter den Muslimen sein, aber die Lauteste, mehr Toleranz und mehr Respekt vor dem Isalm gefordert, auch wenn es dabei um z.B. Gewalt in der Famlie geht.
Was noch dadurch unterstützt wird, dass es wenig Widerspruch, von den gemäßigten Gruppen, gegen die Forderungen dieser sehr konservativen Gruppe(n) gibt. Ist schweigen also Zustimmung? Ich hoffe und glaube dies ist bei den meisten Muslimen nicht der Fall.
Wenn ein Kreuz als religiöses Symbol in einer deutschen Schule nichts verloren hat, dann hat auch ein Kopftuch als Ausdruck und Zeichen einer Religion nichts in einem Klassenzimmer verloren.
Mir liegt überhaupt nichts daran einem Menschen die Ausübung seiner Religion zu verbieten, aber ich verlange die gleiche Toleranz für meine Religion wie sie von anderen eingefordert wird.
Dieser Zorn bezieht sich aktuell nicht nur auf das religiöse Thema, sondern auch auf die Gruppen die in der politischen Landschaft meinen immer auf der Seite der „Guten“ zu stehen und damit sogar Gewalt rechtfertigen. Dazu habe ich aber neulich schon auf meinem Blog geschrieben und es gehört hier nicht hin.
Wenn ich hier die Türkei als Beispiel aufführe, dann richtet sich dies nicht gegen Türken, es ist ein Beispiel wie verquer die Argumentationen sind. Wie wäre es denn, wenn sich die Muslime die in Deutschland auf ihre Rechte pochen einmal in ihren Heimatländern ebenso lautstark für die Rechte ihrer Mitmenschen anderen Glaubens einsetzen? Oder geht die Toleranz und der Wunsch nach Religionsfreiheit dann eben doch nicht so weit?
Ja Martina: Ich bin gerade ein kleiner zorniger Mann.
1 Comment
was gewalt in der familie angeht, möchte ich mal auf unseren christlichen papst hinweisen, der kein problem damit hat, wenn kinder geschlagen werden.
und dass muslime sich vieeel schlechter integrieren als alle anderen religionsgruppen, glaube ich nicht; sie sind halt die größte, da fällt es am meisten aus. aber gerade juden halten sehr stark an ihren eigenen traditionen und vorschriften fest; laufen in tracht rum, halten die sabbat-regeln pedantisch ein und verstümmeln kleine kinder (auch beschneidung genannt). bloß sind das halt nicht die typischen „ausländer“.
in china ist die situation für muslime übrigens ähnlich schlecht wie die von christen, kam grad erst wieder n bericht drüber:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/weltbilder/China-Widerspruechlicher-Umgang-mit-Muslimen,weltbilder4252.html