Die Sektpertin und ich sitzen am Frühstückstisch. Sie liest konzentriert in ihrem Buch und ich schmiere die Brötchen, lese dabei die WamS und gewinne dabei wenig neue Erkenntnisse. Dann entdecke ich gutgelaunte Menschen auf einem Foto und einen Artikel von Manfred Klimek über einen Sekt aus dem Hause Reichsrat von Buhl. Es geht in dem Artikel um die Herstellung des besten Rieslingsekt Deutschlands.
Ich beginne der Sektpertin aus dem Artikel vorzulesen und gewinne langsam ihre Aufmerksamkeit. Rieslingsekt schlägt Nick Hornby, was für ein Duell am Frühstückstisch.
Manfred Klimek lobt den Sekt aus dem Hause Reichsrat von Buhl und es wird nur noch wenige Tage dauern und in der Internet-Wein-Szene wird der Sekt gehypt und das was der Großmeister des Weinjournalismus über den Sekt zu Druckpapier gebracht hat wird huldvoll bestätigt.
Bei Facebook werden die von Buhl-Flaschen einer Reliquie gleich den Followern präsentiert und immer wieder Lob. Der Lob über den Sekt überwiegt die anklingenden kritischeren Töne und was es über den Sekt aus der Pfalz und seine Macher, bzw. den Macher aus der Champagne und die Macherin aus der Pfalz zu sagen gibt.
Mathieu Kauffmann leitete viele Jahre als Önologe das Champagnerhaus Bollinger und hat nun mit der Unterstützung von Jana Niederberger (Besitzerin des Weinguts Reichsrat von Buhl) einen ziemlich guten Rieslingsekt produziert.
Exakt, da steht: Einen ziemlich guten Rieslingsekt und nicht den besten Rieslingsekt den ich je, oder die Sektpertin, je getrunken hätte.
Über den Sekt heißt es im Artikel aus der Welt:
Der Brut von Buhl riecht und schmeckt nach gerade reif gewordenen Birnen und jungen Aprikosen und verzichtet erfreulicherweise auf jene kleine Note Bitterkeit, die viele deutsche Rieslingsekte als eine Art stilistisches Merkmal prägen. Die Perlage ähnelt einem großen Champagner, sie unterstützt den Wein, bedrängt ihn nicht und will nicht um jeden Preis beleben.
Wir haben uns von den 10.000-15.000 Flaschen die zum Weihnachtsgeschäft zum Preis von 14,00 € in die Weinhandlungen und den Onlineshop des Weinguts gekommen sind drei Flaschen besorgt, denn nach so viel Lob wollten auch wir wissen was sich da wohl in unsere Gläser ergießen würde.
Dem Anlass angemessen holten wir die guten Gläser aus dem Schrank und dann ging es los.
Wir hatten zuerst den Eindruck das er ziemlich perlt, stimmte also mit dem was es in der WELT zu lesen gab überein. Nur eine solche Perlage hatte ich auch schon bei Sekten von Raumland, Vaux oder beim Zero Dosage vom Rebenhof an der Mosel geschmeckt und gesehen. Auch Nachbarwinzer aus der Pflaz verstehen etwas vom Sekthandwerk, wobei hier Raumland mit seiner Expertise als Versekter oft mit ihm Spiel ist.
Farblich kommt er an Champagner ran. Perlage und Farbe sind aber nicht alles im Leben, der Sekt muss auch schmecken.
In der Nase etwas Frucht, getrocknete Aprikose und etwas Birne, dann der erste Schluck und dann passierte das womit wir beide nicht gerechnet hatten. In den Mund legt sich eine unglaubliche Säure, ein Säure die mir im ersten Moment den Gaumen unangenehm zusammenzieht. Hier entdecke ich nichts angenehmes, es ist auch keine mineralische Rieslingsäure wie ich sie schon oft bei guten Winzersekten aus dem Rheingau erlebt habe, es ist der Geschmack von kalten Grappa mit Kohlensäure der sich durch meinen Mund mäandert und dann auf der Zunge eine erste kleine Ratlosigkeit zurücklässt.
Verglichen mit einem Champagner ist dieser Rieslingsekt fast schon brutal in seiner Zeichnung. Wir nehmen einen zweiten Schluck, trinken etwas Wasser dazu (still) und der erste Eindruck bleibt, ein interessanter Sekt, ein Sekt mit einem sehr eigenen Charakter. Der beste Rieslingsekt der Welt ist er für uns nicht, dazu kommt das er eben doch die Bitterkeit mitbringt die manche Rieslingsekte haben, es ist wohl diese Bitterkeit die wir als Säure empfunden haben.
Da stand sie nun die Flasche Reichsrat von Buhl und wir entschlossen uns ihm eine dritte Chance zu geben und nahmen ihn als Begleiter zu rohem Fisch und da wurde er, für uns, geschmacklich besser. Die Fruchtnoten gaben dem Sushi eine erfreuliche frische und fruchtige Blume mit, die Bitterkeit wurde vom Reis absorbiert und mit einem schönen Stück Aal wurde aus der Säure eine Geschmackskombination die den Fisch und den Sekt zu einer spannenden Melange aus Meer und Boden verschmelzen ließ.
Trotzdem: Eine Buhlschaft für die Ewigkeit wird der Reichsrat für uns nicht werden. Er ist ein guter Rieslingsekt, mit einem hohen Anspruch, einem ordentlichen Preis und einer an Laurent-Perrier Rosé erinnernden Flaschenform. Er ist für mich nicht der beste Rieslingsekt der Welt, den suche ich dann jetzt wieder und wir melden uns, wenn wir fündig geworden sind,
2 Comments
Sehr schöner Text und sehr schöne differenzierte Betrachtung. Die krasse Säure wurde mir auch schon mehrfach beschrieben, leider immer nur mündlich und nie auf den klassischen sozialen Kanälen. Da traut sich anscheinend keiner gegen den Strom zu schwimmen (Dich mal ausgenommen ;-))
Frohes neues Jahr
Felix
[…] stand unsere Meinung fest: Kalter Grappa mit Sprudel, unter diesem Namen hatte ich dann auch einen Blogartikel verfasst und später sollte sich eine sehr spannende und mit viel Emotion geführte Diskussion auf […]