Ein bisschen wie im Zoo geht es zu, wenn die gutsituierte Bürgerschaft aus Frankfurt und seinem Umland sich einmal im Jahr zur Bahnhofsviertelnacht nach Frankfurt aufmacht. Einmal herausgeputztes Frankfurter Elend gucken, aber mit der Rückfahrte im Handtäschchen.
Sicherlich es geht nicht nur um Huren & Laufhäuser im Frankfurter Bahnhofsviertel, aber der Besucherandrang bei der Bordellbesichtigung ist schon größer als die Nachfrage beim Hammermuseum. Und ob sich wirklich so viele Leute für die Pelzkürschner in der Niddastrasse interessieren wie es die Frankfurter Rundschau verkündet, möchte ich einmal bezweifeln. Auch der Bericht, wonach Frankfurt und sein Bahnhofsviertel immer noch Brühl genannt würden, entspringt m.E. eher der historischen Fantasie des Redakteures.
Eine Blitzumfrage hat ergeben, dass es vielen Besuchern um die Sicherheit geht. Die Sicherheit sich einmal in der breiten Masse und ganz öffentlich zwischen zwielichtigen Bars und heruntergekommen Fixern zu flanieren. Das macht sich auch ganz gut als Gesprächsthema beim nächsten Kaffeekränzchen der Hochtaunusdamen oder der Bürgerinitiative „Koksfreies Westend“ [Achtung Satire].
Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist für die Menschen die es öfter besuchen, durchqueren oder einfach dort leben ein eher unaufgeregtes Viertel, schließlich weiß man wo man sich gerade aufhält.
Nur für die Gäste sind die Strassen zwischen Main und Westend wohl eher aufregend und spannend. Das aufregende und spannende ist das was im Alltag eher als unschön und teilweise eklig empfunden wird. Ich meine nicht die Obdachlosen auf der Kaiserstrasse, ich meine die Menschen die sich in der Taunusstrasse und NIddastrasse bereits am frühen Morgen damit beschäftigen müssen den nächsten Tag zu überstehen, die betrunken oder voll mit Drogen über die Strasse fallen und sich lauthals beschimpfen und ab und an einmal eine Faust fliegen lassen.
Die Mädels im Puff,die manchen ihrer Stammbesucher sicherlich auch in der Bahnhofsviertelnacht erkenne, aber mit Mutti im Arm und der Digicam im Anschlag oder der Fast-Food Asiate, der sonst eher links liegen gelassen wird, weil die Hygiene von vielen angezweifelt wird, aber in der Bahnhofsviertelnacht ist es ein wenig wie im Urlaub, da stellt sich der Tourist auch mal der Gefahr einer kleinen Magenverstimmung, oder er stellt fest, dass es im Glutamatpalast doch schmecken kann.
Es ist sicherlich ganz spannend sich einmal als Frau durch ein Bordell führen zu lassen, auch ist es toll sich die Kultur des Viertels anzusehen und einmal reinzuhören. Ich bin nur der Meinung, dass dies nicht unbedingt in der Art und Weise geschehen muss die mich an geführte Touren durch Elendsviertel in Afrika oder Südamerika erinnern.
Frankfurt und sein Bahnhofsviertel sind lebenswert, aber dafür muss die Stadt ihre Augen auf das was dort geschieht nicht nur am Vorabend des PR-Fests haben, sondern konsequent ein Auge auf das haben was dort vor sich geht. Evtl. sollte der OB mal morgens um 08.30 Uhr durch die Strassen gehen und sich ansehen wie unansehnlich seine Stadt sein kann und wie elend es dort ist.
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