Das angestammte Jagdrevier für meine Weinberichte sind das Rheingau, Rheinhessen oder Südafrika. Durch die sehr gute Beratung des Teams der Frankfurter Westlage hat es meine zauberhafte Begleitung und Sektpertin und mich in die Pfalz gezogen.
In der Pfalz hatten wir den Ort Freinsheim zum Ziel, denn dort sind Andreas Rings und seine Weine beheimatet und aus dem Weingut Kassner-Simon kommt eine der interessantesten Sektkompositionen die wir kennen.
Freinsheim zeichnet sich u.a durch die Lage „Schwarzes Kreuz“ aus. Diese Weinlage liegt am südlichen Ausgang von Freinsheim, direkt auf Straßenhöhe und nicht wie von mir gedacht an einem Hang. Mit dem Auto Richtung Kallstadt fahren und nach wenigen Metern liegt auf der linken Seite das „Kreuz“ und die dazugehörige Lage.
Hier werden im Sommer regelmäßig Temperaturen über 38 Grad erreicht, was den Trauben die Möglichkeit gibt sich voll zu entwicklen und auszureifen. Die Rotweine dieser Lage haben daher einen besonders schönen dunklen Ton und kommen nicht so typisch deutsch „klar“ ins Glas. Für einen Freund der dunklen und schweren Rotweine aus Südafrika oder Australien sind diese Weine eine echte Augenfreude.
Nur es geht eben nicht nur um die Farbe im Glas, der Geschmack ist entscheidend und als ich das erste Mal einen Schluck „Kleines Kreuz“ von Rings getrunken hatte, da wusste ich es würde eine lange und intensive Freundschaft entstehen. Mit viel Vorfreude im Gepäck trafen wir beim Weingut Rings ein und mir gefiel das Ambiente und die moderne Machart der Räumlichkeiten sehr gut. Ich bin ein großer Fan der südafrikanischen Weingastronomie und bedaure immer wieder, dass wir in Deutschland wenig Winzer(betriebe) haben, die guten Wein und gutes Essen im eigenen Restaurant miteinander verbinden. Bei Rings gab es schon einmal die Bestuhlung dazu, evtl. setzt sich ja auch noch die Idee des eigenen Gastronomiebetriebs durch. Wobei es zwischen dem Weingut und dem Restaurant Weinreich in Freinsheim eine enge Zusammenarbeit gibt (der Rosésekt der Familie Rings geht wohl fast zu 100% an dieses Lokal).
Auf dem Hof standen einige Weinfässer herum und wir wurden direkt in den Probierraum gebeten. Hier wurde ich ein wenig enttäuscht, denn es gab Weinlisten, aber die meisten machten bereits einen gebrauchten Eindruck, bzw. sie wurden tatsächlich schon benutzt. Dies sollte, aus meiner Sicht, nicht vorkommen.
Wir wurden freundlich und nett bedient, alle noch nicht ausgetrunkenen Weine konnten probiert werden, wobei es bei dem teuersten Einzelwein, dem St. Laurent Reserve, nur noch Reste gab (die auch schon einen leicht oxidierten Eindruck machten).
Neben dem großartigen kleinen Kreuz, einem Cuvee (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Saint Laurent (mir gefällt ja der englische Ausdruck Blend immer viel besser), gibt es noch einige andere großartige Weine bei Rings. Angefangen beim Kreuz (Cuveé aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Saint Laurent) über seinen Quintessenz (einfacher Ortswein aus St. Laurent, Dornfelder, Merlot) bis zu den sehr kräftigen Weissweinen wie der Nussriegel und der Steinacker Riesling. Ein besonderes Augenmerk hatte ich noch auf den Sauvignon Blanc gelegt, ein schöner Weißer für die richtig knackigen Sommertage. Gehaltvoll, gut strukturiert und mit der besonderen Note von Limette und frischem Gras. Einer meiner Lieblinge aus Freinsheim.
Die drei oben genannten Rotweine sind alle eine eigene Klasse, die beiden Kreuze sind wunderbar gut ausgebaute Rotweine mit der, siehe oben, besonderen Farbe. Beide Kreuze bringen eine tolle Note von Schokolade/Kakao mit, sie haben Würze im Nachgang und bringen jede Menge Beeren auf die Zunge.
Die Quintessenz ist etwas einfacher im Geschmack, dafür aber auch deutlich günstiger als die beiden Kreuze. Hier schmeckt etwas mehr Lakritz hervor und die freundlichen Kakaonoten gehen hier eher in eine schärfere Mokkarichtung.
Nicht nur das Weingut Rings hat in der Lage „Kreuz“ Rebstöcke stehen, auch Kassner-Simon hat hier Trauben stehen und lässt daraus einen sehr schönen und vollmundigen Merlot entstehen, dazu aber im zweiten Teil des Freinsheim-Berichts.
Nach der Probe ist vor dem Essen und so zog es uns zum Restaurant Weinreich. Dort sollten wir endlich in den Genuss des Rings-Rosé kommen, aber auch noch eine vorzügliche Küche kennenlernen.
Das Lokal liegt in der City von Freinsheim, in einem schönen Innenhof. Dort gibt es die Möglichkeit sich unter Sonnenschirmen vor der Sonne der deutschen Toskana zu schützen, oder sich den wärmenden Strahlen hinzugeben und den Flüssigkeitshaushalt mit Wasser und Wein auszugleichen.
Neben der gut sortierten Weinkarte (heimische Lagen) gibt es eine Speisekarte die neben deftigen pfälzischen Spezialitäten auch noch einige andere Schmankerl bereithält.
Wir hatten das Wild des Tages und das Rumpsteak aus der Nachbarschaft mit vorzüglichen Pommes. Nicht nur die Darreichung der Speisen auch der Geschmack ist eine echte Freude gewesen. Dazu einen sommerlich leichten 2012 Merlot -Blanc de Noir- trocken vom Weingut Kirchner. Der Mittag ist unserer gewesen und wir konnten uns für den Ausflug zum Kreuz und für die zweite Probe des Tages ausreichend stärken.
Durch die schönen Gassen der Freinsheimer Altstadt ging es erst einmal zum Auto und zum Kreuz, danach konnten wir in rustikalen Räumlichkeiten die Weine von Kassner-Simon probieren.
Über die Weinprobe dort gibt es einen zweiten Bericht. Die Bilder zum Vormittag und Mittag in Freinsheim findet ihr in der Galerie.
1 Comment
Lieber Herr Meier,
freut mich zu lesen, dass es Dir in meiner ehemaligen Heimat so gut gefallen hat. Auch noch sehenswert wäre gewesen der Oschelskopf. Das ist die Weinlage, die gegenüber der Straße vom Schwarzen Kreuz liegt. Mit wunderschönem Blick über die Rheinebene, bei passendem Wetter bis zum Odenwald.
An guten Weinen und Winzern mangelt es dort wirklich nicht. Auch zu empfehlen ist der Blanc de Noir vom Weingut Langenwalter-Gauglitz oder sein Chardonnay. Mit den modernen Betrieben von Rings und Kassner-Simon ist das aber nicht zu vergleichen. Selbst die Winzergenossenschaft produziert gute Weine, wie z. B. einen Riesling halbrocken oder einen Dornfelder. Und wenn man von allen Winzern mal ein Viertel probieren möchte (falls man das schafft), bietet sich die Kulinarische Weinwanderung im September an. Gutes Essen gibt´s bei der Gelegenheit auch dazu. Mit Essen und Trinken kennen die Pfälzer sich nämlich aus.