Ein Prominenter ist gestorben, wie jeder Tod eines Menschen ist dies bedauerlich und traurig. Traurig am ehesten für die Menschen die seine Familie gewesen sind, oder ihm besonders verbunden gewesen sind.
Nun macht es aktuell den Eindruck als hätte Robin Williams eine besonders große Familie gehabt und als ob sehr viele Menschen ihm besonders verbunden gewesen sind, denn das Netz läuft nahezu über von Beileidsbekundungen und Huldigungen. Robin Williams hat sicherlich jede davon mehr als verdient, denn er ist ein großartiger Schauspieler gewesen, über den Menschen kann ich nichts sagen, denn den kenne ich nicht, aber offenbar viele andere in meiner twitter und facebook – timeline.
Wenn ein Prominenter stirbt, dann ist es aktuell an der Tagesordnung um ihn öffentlich zu trauern, in den unterschiedlichsten Formen,aber besonders intensiv im Netz. Es hat sich hier eine eigene Internet-Trauerkultur entwickelt.
Es gehört heute offenbar zur Netiquette um jeden Promi zu trauern, so wie früher alle am offenen Sarg vorbeidefilierten, wenn eine Dorfhonoration verstorben ist, auch wenn man sie persönlich nicht kannte.
Promis sind uns heute näher denn je, wir können ihnen im Internet folgen, ihre Posts liken und sie entfolgen, wenn wir etwas nicht gutheißen. Da gehört öffentliche Trauer, ebenso wie die Freude bei Hochzeit, Geburt oder Gewinn einer Auszeichnung dazu. Wir werden alle Teil einer virtuellen Familie.
Trotz der großen virtuellen Familie und seiner echten Familie, hat dies aber Robin Williams nicht davon abhalten können, den Zeitpunkt für den letzten großen Vorhang selbst zu bestimmen.
Die Trauer um Prominente und aktuell um Robin Williams, den auch ich bewundert habe und sein Club der toten Dichter ist auch für mich bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme, macht aber deutlich wie sehr wir darauf fixiert sind den Menschen besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken die in den Medien besonders präsent sind.
Am Tag an dem Robin Williams gestorben ist, sind überall auf der Welt Menschen umgekommen, und besonders diejenigen die im Nahen Osten durch die Hände der ISIS-Irren sterben hätten mindestens ebenso eine große Aufmerksamkeit verdient, wenn nicht sogar mehr, aber da gilt dann wohl das Brechtzitat in dem es heißt:
Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.
– Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
1 Comment
Sehr guter Artikel! Darüber hab ich mir auch schon meinen ein oder anderen Gedanken gemacht. Klar finde ich es auch traurig, dass einer der talentiertesten Schauspielern sich selber das Leben genommen hat, aber wie du schreibst, ihn als Mensch kannte ich nicht und mir kam bei der Nachricht keine Träne hoch. Schon seltsam wie die Internet-Gesellschaft Prominenten einen höheren Stellenwert zuschreibt, als den täglich sterbenden Menschen in z.b. Syrien… Aber so ist das leider …