Sardinien ist, nach Sizilien, die zweitgrößte Insel im Mittelmeer. Die Insel mit den vier Mohren in der Landesflagge gehört zu Italien und dehnt sich über 270 Kilometer von Nord nach Süd und 145 Kilometer von Ost nach West. Es gibt drei zivile Flughäfen auf der Insel und einen militärischen Flugplatz, auf diesem darf auch die deutsche Luftwaffe unter der Sonne des Mittelmeers die Heimat zu verteidigen lernen. Des Weiteren hat Sardinien eine ganze Reihe von Häfen und wundervollen Buchten. Eine schier gigantische Anzahl an Hotelbetten, ca. 200.000 stehen für Touristen zur Verfügung. Die griechische Landschildkröte gehört zu den größten Reptilien auf der Insel. Die Sarden trinken ein aus Maisschrot gebrautes Bier und nach dem Essen eine Jägermeistervariation mit dem Namen Mirto. Ein überreifer Schafkäse mit Fliegenmaden, genannt Casu Marzu gehört zu den traditionellen einheimischen Köstlichkeiten. Dazu trinkt sich sich ein Rotwein aus Grenache-Trauben am besten, die heißen auf Sardinien allerdings Cannonau. In den 1960 Jahren kaufte Karim Aga Khan ein paar Schafhirten große Teile des Landstrichs nördlich von Olbia ab und schuf rund um den Hafen von Porto Cervo ein Paradies für den internationalen Jet-Set und Liebhaber des smaragdfarbenen Wassers. Dieser Teil Sardiniens ist besser als Costa Smeralda bekannt.
Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal sardischen Boden betrat wusste ich, dass wir mit dem Mietwagen genau in diese Ecke der Insel fahren würden. Es würde uns dorthin verschlagen wo Brad Pitt morgens frische Brötchen beim Bäcker holt und sich viele Fußballer auf den Yachten ihrer prominenten Freunde vom Stress des Ligabetriebs und der ständigen Sorge um die immer höher werdende Abgabenlast ihrer Gehälter erholen. Ich sah vor mir die Buchten mit ihrem klarem Wasser, den hellen Stränden und den kleinen, liebevoll betriebenen Restaurants und ich spürte die Sonne auf der Haut.
Bevor ich allerdings das erste Mal sardischen Boden betrat, musste ich erst einmal an einem wohlgelaunten Busfahrer vorbeikommen, und mir einen Sitzplatz im Bus nach Frankfurt-Hahn ergattern. Meine bessere Hälfte und ich hatten nämlich entschieden unsere Reise nach Sardinien mit einer Busfahrt zu beginnen. Da uns der Sparwahn gepackt hatte, und wir nicht bereit gewesen sind, die horrenden Flugpreise der etablierten und meilenbringenden Airlines zu zahlen, hatten wir unseren ersten Flug mit Ryanair gebucht. Der Nachteil von Ryanair, der sich beim Flugpreis in einen Vorteil verwandelt, sind die Flughäfen mit international vertraut klingenden Namen wie Frankfurt-Hahn, aber einer Lage die eher an ruhebringende Klosteranlagen erinnern, als an hektische Großstädte. Die Busfahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof zum beschaulichen Hunsrück-Airport (ein viel schönerer Name) dauert ca. 90 Minuten und könnte perfekt mit der Studie eines Reiseführers verbracht werden, wenn sich ein solcher im Gepäck befinden würde.
Wer schon einmal mit Ryanair geflogen ist, der kennt die eher einfach gehaltenen Abläufe am Schalter und später im Wartebereich. Der an einen Legobauskasten erinnernde Flughafen mit seiner betörenden Containerarchitektur sorgt für überraschende Abwechslung und selbst geübte Vielflieger entdecken beim Low-Cost-Fliegen noch neue Aspekte beim Boarding.
Einmal im Flieger Platz genommen, wobei eine Körpergröße von unter 1,70m hilfreich sein kann, ist fliegen mit Ryanair genauso unspektakulär wie eine Busfahrt durch den Frankfurter Stadtverkehr, wobei Ryanair evtl. Pünktlicher ist als der RMV.
Auf Sardinien landeten wir in Porto Algehro, einem kleinen Flughafen an der Westküste der Insel, nur noch ca. 170km von den wundervollen Buchten des Nordostens entfernt.
Von der Sonne auf der Haut und dem wärmenden Wind im Haar spürten wir erst einmal nichts, aber dafür eine schöne kühlende Brise vom Meer und eine ziemlich feuchte Begrüßung aus den tiefhängenden Wolken.
Nach einer fast dreistündigen Autofahrt, einige Baustellen und andere kleinere Widrigkeiten wie geschlossene Tankstellen, hatten die Fahrt etwas verzögert, erreichten wir die Baja Sardinia. Die Baja Sardinia ist eine kleine Bucht in der Nachbarschaft von Porto Cervo. Ein kleines idylisches Plätzchen, vor ca. 40 Jahren! Heute ein gut organisierter Badeort mit einem schönen Strand und einer Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Während in Porto Cervo die großen Luxusyachten und SUV die Gäste an die Strände spülen, sind es hier eher die Reisebusse mit der Aufschrift “Kreuz und quer durchs Mittelmeer” und einem Kennzeichen aus Nordostdeutschland.
Das klingt jetzt ansatzweise negativ, oder so als ob wir keinen schönen Urlaub hatten, dies ist nicht der Fall. Unsere Anreise gestaltete sich eben etwas komplexer als wir es gewohnt sind, wenn wir von Frankfurt direkt fliegen und meist in der Nähe des Ortes ankommen zu dem wir wollen, bzw. das große Glück haben eine navigationsgerätetaugliche Adresse bei uns zu haben. Angekommen und dem stets stärker werdenen Regen trotzend hatten wir bald schön eine wundervolle, gerade neu eingerichtete, Stehpizzeria entdeckt und fühlten uns wie Angela Jolie und Brad Pitt in ihrer eigenen kleinen Ferienwelt, nur eben deutlich günstiger, dafür aber auch viel persönlicher. Da es uns in ein Restaurant für Einheimische verschlagen hatte, hatten wir auch das Promifeeling á la Pitt-Jolie, denn wir wurden sehr genau beobachtet. Es paste also alles perfekt zusammen; Promifeeling in der Pizzeria nur wenige Fahrminuten entfernt von dem Ort an dem die Reichen uns Schönen ihre Luxusboote an den Kaimauern festmachen.
Kommen wir aber wieder zurück zur Anreise und zu einigen wichtigen Tipps zur Abreise, dem eigentlich Zweck dieses Blogartikels.
Es ist fraglich, ob es sich lohnt seine Urlaubsreise mit einem Low-Cost-Carrier anzutreten, wenn der Zielflughafen relativ weit vom eigentlichen Urlaubsort entfernt ist. Ich halte dies zumindest auf Sardinien für fragwürdig. Die Busanreise nach Hahn von Frankfurt, die längere Fahrt mit dem Mietwagen über die Insel und der sich dazu addierende Stress machen die Ersparnis so gut wie wieder wett, wenn ich dann noch die Spritkosten hinzurechne, dann ist ein Direktflug ab Frankfurt nach Olbia, für die Costa Smeralda Fans, sicherlich besser geeignet. Bei einem Urlaubsort im Nordwesten der Insel oder im Westen ist Port Algehro keine schlechte Wahl. Flugpreise sind täglich vergleichbar und wer keinen wirklichen Druck hat, an einem bestimmten Tag anzukommen, der sollte bei einem Flugportal genauer hinschauen.
Wer sich einen Mietwagen in Porto Algehro am Flughafen mietet sollte vor allem eines bedenken: Es gibt keine Tankstelle an diesem Flughafen und Europcar nimmt für einen Liter Superbenzin ca. 2,50 Euro. Die ausgeschilderten Tankstellen in der Nähe des Airports sind entweder nur zur Hauptsaison in Betrieb oder dienen nur noch als Atrappe. Die nächstgelegene Tankstelle befindet sich in Porto Algehro selber, oder ca. 30 Kilometer vor dem Flughafen auf der Schnellstrasse aus Richtung Olbia kommend. Wer zu wenig Zeit eingeplant hat, wird den Autoverleihern eine Menge Geld zahlen müssen und spätestens dann ist die gesparte Kohle dahin und der Ärger groß. Wir hatten glücklicherweise genügend Zeit und auch noch die Muße uns mit einer italienischen Do-It-Yourself-Tanke auseinannder zu setzen.
Meine persönliche Moral von der Geschicht´:
Nimm die Fähre und ärger dich nicht!
Es ist tatsächlich eine überlegenswerte Variante für eine Anreise nach Sardinien. Von Deutschland aus mit dem eigene Auto nach Livorno (Italien) und dann eine Fähre nach Olbia oder einem anderen Hafen auf der Insel nehmen. Eine entspannte Seereise stimmt einen perfekt auf einen Inselurlaub ein, vor Ort kein langes Warten am Mietwagenschalter und keine bösen Überraschungen an Flughäfen ohne Tankstelle. Die Anreisezeit mit Schiff ist natürlich etwas länger, aber am Ende lohnt es sich, wenn der Kofferraum noch mit ein paar Flaschen guten sardischen Weins gefüllt werden kann.
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