Vor ein paar Wochen bin ich richtig erschrocken, denn zwei meiner netten Kolleginnen erklärten, mir wie gerne sie Bauer sucht Frau ansehen.
Harald Schmidt würde bei dieser Sendung wohl das Unterschichten-TV par excellence vermuten und ich habe nach zweimaligem Reinzappen auch nur verzweifelt wegschauen können.
Die WamS erklärt den Erfolg in ihrer Ausgabe vom 25. November mit der Neugier der Stadtmenschen auf die Leute vom Bauernhof, unter dem Motto – So eine Kuh gibt ihnen keinen Urlaub – wird dann dem erstaunten Städter erklärt, wie schwierig das Bauernleben ist und warum sich die Jungbullen, äh Verzeihung Jungbauern den Mädels von der Stadt an die Brust werfen, bzw. warum die Madeln aus der Disco auf einmal die Trendbar gegen den Kuhstall tauschen wollen.
Egal ob es tatsächlich ein Informationsdefizit über die Menschen gibt, die uns mit frischen Lebensmittel versorgen, die Frage bleibt doch ob ich mich lächerlich machen muss.
Ob Popstar, Schuldner, Arbeitsloser, Hobbykoch oder eben Bauer, fast keine Gruppe von Menschen mit pseudoexotischem Leben wird von den TV-Machern ausgespart. Jede Gruppe zu seiner Sendezeit und immer mit der passenden Werbeinsel.
Dass Sender diese Formate machen ist für mich fast schon verständlich, denn wo sich Geld verdienen lässt, auf legale Weise, da soll es auch verdient werden, aber das die Menschen sich so vorführen lassen wundert mich immer mehr. Ein wenig kommen mir die Leute vor wie am Nasenring durch die Arena geführt, vor allem bei Leuten wie in dieser total unsäglichen Schuldnersendung von RTL. Ich frage mich wer sich wirklich am Schuldenelend von Mitmenschen ergötzen kann, was kommt denn demnächst? Eine Liveübertrgung einer Kündigung? Als Highlight die Topkündigung der Woche: einer fristlosen Entlassung.
Danach gehen wir dann direkt ins Krankenhaus, ab ans Sterbebett und dann gemeinsam auf den Friedhof, damit wir dann im Anschluß den perfekten Leichenschmaus sehen können. Vier Angehörige kochen nach dem Ableben ihrer Liebsten um die Wette.
Bauer sucht Frau ist da fast noch harmlos, aber 7,84 Millionen Zuschauer sprechen doch eine klare Sprache darüber, was uns so interessiert.
Da werde ich wohl mit leben müssen oder demnächst alleine ohne meine netten Kolleginnen zum Essen gehen müssen, aber wer weiß, vielleicht ziehen die ja demnächst aufs Land, zu ihrem Jungbauern. 😉
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