Nach zwei Tagen im Samburu Nationalreservat ging es gestern zum Lake Nakuru, eine Fahrt über eine Distanz von ca. 300 Kilometern. Auf deutschen Straßen kein Problem eine solche Distanz schnell zu überbrücken, aber in Kenia eine sechsstündige Herausforderung an unseren Fahrer und unseren Land Rover, von unseren Bandscheiben und Rückenmuskeln mal ganz abgesehen.
Im Kopf die letzten Bilder der Pirschfahrt geht es nach dem Verlassen des Reservats auf die erste Buckelpiste des Tages, immer wieder unterbrochen von willkürlichen Straßensperren der kenianischen Polizei geht es über Isiolo Richtung Nakuru, der viertgrößten Stadt in Kenia.
Nach den Buckel-/Sandpisten der Savanne geht es im Hochland auf Straßen weiter die sich durch eine für mich bisher ungekannte Schlaglochdichte auszeichnen. Um so höher wir an diesem Tag kommen, der höchste Punkt der Fahrt lag bei 2.550m, um so weniger arm scheinen die Menschen zu sein. Die Hütten sind nicht mehr nur windschiefe Holzkästen mit Wellblechdächern. Teilweise gemauerte oder ordentliche Holzhäuser prägen gemeinsam mit grünem Weideland die Landschaft. Wer über eine Kuh und ein paar Ziegen mit ein wenig Land verfügt, gehört schon zu den glücklicheren Einwohnern der Region.
Am Straßenrand und in kleineren und größeren Ortschaft bietet sich immer wieder das gleiche nahezu unvorstellbare Bild von Armut, Dreck und Moderne. Kleine Müllhaufen, teilweise brennend neben denen Esel, Schafe, Ziege und Kühe das Gras weiden. Daneben liegen die Besitzer teilweise nur wenige Zentimeter direkt neben der Straße und schlafen oder sitzen in kleinen Gruppen zusammen. Zwischen dem kleinen Stück Grün und der ersten Häuserzeile, meist kleine Läden, ein großer brauner Weg auf dem sich das restliche Leben abspielt. Parkende Autos, LKW die entladen werden, Radfahrer die von der Straße geflüchtet sind. Die moderne Welt beginnt ca. 2-3m von dem Platz entfernt an dem die Ziegen im Müll wühlen, in den Geschäften und Shops die Prepaidkarten verkaufen. Safaricom der größte kenianische Netzanbieter hat in jedem noch so kleinen Ort mindestens eine Bretterbude in quietschgrün die Telefonkarten verkauft. Mobilfunk ist für viele Kenianer der Anschluss an die moderne Welt und dem gesamten afrikanischen Telekommunikationsmarkt wird ein gigantisches Wachstum prognostiziert.
Zu jeder Ortschaft gehört mindestens eine Kirche und eine Primary School. In einheitlichen Schuluniformen sind die Schüler gerade nach Schulschluss das prägende Bild der Ortschaften. Wobei uns neben jeder Schule ein Tempolimit von 30 vorgeschrieben ist, wird hier weiter das Gaspedal durchgetreten. 70 Stundenkilometer sind teilweise keine Seltenheit bei der Durchfahrt durch eine Stadt. Als Gegenmaßnahmen haben die Gemeinden jedoch begonnen Betonbuckel in die Straßen einzubauen und so den Verkehr auf ein erträgliches Geschwindigkeitsmaß zu drosseln.
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